»We want to keep it real – and democratic.«1
Nach dem Modell des Reality Soap – Formates »Artstar«2, das die New Yorker Galerie Deitch Projects entwickelt hat, geht der Weg in den Kunstolymp heute so: Eine Galerie schreibt ein Casting aus. Die Jury besteht aus bekannten Galeristen3, Kuratoren, Kritikern. Als junger, kreativer und ambitionierter Mensch stellt man sich dort gemeinsam mit einigen hundert anderen Bewerbern vor. Um bei dem nur wenige Minuten dauerndem Massencasting Aufmerksamkeit zu erregen, bringt man nicht nur möglichst große oder formal ins Auge stechende Arbeiten mit, sondern muss auch versuchen, mit seiner äußeren Erscheinung besonders aufzufallen.
Im Fokus einer Ausstellung steht für gewöhnlich das In-Szene-Setzen von Objekten, die als individuelle, fertige Kunstwerke gelten. Somit kann dieses Format als Ritual verstanden werden, in dem für eine Marktgesellschaft relevante Verhältnisse im Bereich der Kunst zelebriert werden. Spannend an einer kritischen Auseinandersetzung mit einem solchen Ritual ist nicht nur die Konfrontation mit der eigenen Verstricktheit, sondern insbesondere die Frage, wie und mit welchen Konsequenzen es neu konfiguriert werden könnte.1