Presseschau Beiträge von Martin Atzler

Mythos Internet

Ein Vortrag kritisiert den Glauben an die digitale Bürgergesellschaft

Einen spannenden Diskussionsbeitrag zur Digitalisierung der Medien stellt der Vortrag Habermas 2.0 – Öffentlichkeit im digitalen Zeitalter des Medienwissenschaftlers Viktor Mayer-Schönberger auf dem Symposium der Landesmedienanstalten in Berlin dar. Nach einem Überblick zur Entstehung der bürgerlichen Öffentlichkeit im 19. Jahrhundert greift er den Mythos des Netzes als Bürgergesellschaft an. Denn hier entständen wenig qualitative Medienbeiträge, sondern vielmehr Informationsmittler. Zugleich finde eine enorme Konzentration der Wahrnehmung statt. DRadio Breitband kommentiert seinen Beitrag.

Falsche Freunde

Über die Risiken sozialer Netzwerke als Protestform in autoritären Staaten
Polizist filmt Demonstration in Minsk <br/>Foto von greenchild
Polizist filmt Demonstration in Minsk Foto von greenchild

Der aus Weißrußland stammende Wissenschaftler, Publizist und Blogger Evgeny Morozov untersucht das Für und Wider digitaler Protestformen in autoritären Staaten. Zu eilfertig werden die sozialen Netzwerke als innovative Form der Kritik in den Medien beschrieben ohne die Risiken durch Überwachung zu berücksichtigen. Am Beispiel seines Heimatlandes verdeutlicht er, wie Netzwerke durch Behörden ausgespäht werden:

Zusammen mit den Porträts, die die Aktivisten selbst ins Netz gestellt hatten, halfen diese Aufnahmen dabei, Unruhestifter zu identifizieren, die dann vom Geheimdienst KGB verhört wurden.

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Wenn der Hund mit dem Krieg wedelt

Absurdes Schmierenstück eines inszenierten Krieges in Georgien

Als eine skurrile Kreuzung aus dem Radiohörspiel Krieg der Welten von George Orwell, dessen Fassung eines Angriffs vom Mars 1938 teilweise für echt gehalten wurde, und des Spielfilms Wag The Dog, in dem der amerikanische Präsident seine Wiederwahl durch einen erfundenen medialen Krieg erreichen will, erscheint die Geschichte vom inszenierten Fernsehkrieg in Georgien. Die Junge Welt und die Frankfurter Allgemeine Zeitung schreiben über die Sendung des regierungsnahen Senders Imed, der über einen frei erfundenen Angriff Rußlands auf Georgien ohne ausreichende Kennzeichnung berichtet. In dem Film schlagen sich Oppositionspolitiker auf die Seite der Invasoren. Ausländische Botschafter protestieren gegen diese Inszenierung vor den Wahlen im Mai. Jens Berger erkennt die lenkende Hand des georgischen Präsidenten Michael Saakaschwili hinter dem Plot, der Millionen für ausländische PR-Spezialisten ausgibt.

Verhandeln im Verborgenen

Das Handelsabkommen ACTA soll den Urheberschutz revolutionieren
Treffen von Interessensvertretern in Brüssel 2009 <br/>Foto von Teemu Mäntynen
Treffen von Interessensvertretern in Brüssel 2009 Foto von Teemu Mäntynen

Florent Latrive verdeutlicht in der Le Monde diplomatique, wie internationale Abkommen die Demokratie aushebeln können. Denn in den Vehandlungen um das Anti-Counterfeiting Trade Agreement – kurz Acta – sitzen Medienkonzerne am Verhandlungstisch, während Mitglieder des Europaparlaments keinen Einblick in den Stand der Verhandlungen bekommen. Ein Verhandlungsführer der europäischen Kommission bezeichnet dies jedoch als gängige Praxis. In dem Handelsabkommen geht es um Maßnahmen gegen Produktpiraterie. Diese umfasst sowohl illegale Downloads von Musik, als auch so genannte Generika – billige Kopien patentierter Medikamente, die beispielsweise in Afrika zur AIDS-Bekämpfung eingesetzt werden. Das geistige Eigentum löse das klassiche Urheber- und Patentrecht ab und schreibe die ungleichen Verhältnisse in den Handelsbeziehungen zwischen reichen und armen Ländern fest: Weiterlesen … »

Der lange Weg zur Demokratie

Das Militär in der Türkei räumt zögerlich den Weg zu Reformen

Dem Umbruch in der Türkei widmen sich die Le Monde diplomatique und der Deutschlandfunk. Nach der Veröffentlichung von Putschplänen durch die Zeitung Taraf spitzt sich die Auseinandersetzung zwischen Politik und Militär zu. Mit Spannung wird der Ausgang des Prozesses gegen die angeklagten Militärs erwartet. Das Militär habe sich mit der Machtverschiebung noch nicht abgefunden, so Niels Kadritzke, auch wenn Kilian Pfeffer im Deutschlandfunk meint, daß es sich verfassungskonform verhalten werde. Die Zypernfrage sei mit der inneren Struktur des türkischen Militärs verbunden. Die Regierung taste sich nur langsam an die offenen Fragen der Kurden, Armenier und Zyperns heran.

Zeit der Weichenstellungen

Der verbissene Streit um die Zukunft der Energieversorgung
Kohlekraftwerk Ensdorf <br/>Foto von Wolfgang Staudt
Kohlekraftwerk Ensdorf Foto von Wolfgang Staudt

In Deutschland tobt eine rege Debatte um die Zukunft der Energieversorgung – um Kohle, Atomenergie sowie nachhaltige Energieträger. Dabei spielen offenbar die Koalitionsoptionen in Nordrhein-Westfalen eine Rolle: Die Energiepolitik wird zum Weichensteller deutscher Innenpolitik. Frontal21 thematisierte die Doppelzüngigkeit der Energiepolitik der CDU in dem Bundesland. Offiziell werden nachhaltige Energieträger bevorzugt, in der Realität wurde in Rüttgers Regierungszeit aber der CO²-Ausstoß erhöht und einzelne Gesetze für Kohlekraftwerksprojekte geändert. Deutschlandfunk Hintergrund dagegen schaut auf geplante Laufzeitverlängerungen für Atomkraftwerke und die Reaktionen der Atomkraftgegner. Weiterlesen … »

Sport ist Mord am Wort

Eine neue Webseite und Sportler zum Weglaufen

Im Zeitalter des allmähligen Medienwandels schießen neue Webseiten, Blogs und Projekte wie Pilze aus dem Boden. Ein interessantes neues Portal, schön und durchdacht gestaltet, ist Magda, das »Magazin der Autoren«. Dort widmet sich Michael Schophaus unterhaltsam dem ewigen Widerspruch zwischen Sportlern und der korrekten Reihenfolge von Denken und Reden.

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