Andauernder Bürgerkrieg
Seit 20 Jahren herrscht in Somalia Bürgerkrieg; dieser forderte eine Million Todesopfer und trieb weitere Millionen in die Flucht. Ein seltener Gast am Horn von Afrika war im Herbst vergangenen Jahres der Journalist Ashwin Raman – zu gefährlich ist die Lage für Reporter. In seiner Fernsehreportage entsteht ein lebhaftes Bild der traurigen somalischen Realität. Die von den USA und einigen afrikanischen Staaten gestützte »Regierung« unter Sheik Sharif Ahmed kann sich trotz besserer Bewaffnung nicht gegen die islamische Al-Shabab durchsetzen; die Kämpfe dauern in vielen Landesteilen an. Die Hauptstadt Mogadischu liegt in Trümmern, die Versorgungslage der Bevölkerung ist äußerst schlecht und hängt von unregelmäßigen Hilfslieferungen der Welternährungsorganisation ab. Weiterlesen … »
Somalia ohne Perspektive
Länder wie Somalia werden in den westlichen Medien häufig lediglich als Gefahr wahrgenommen, ohne jedoch ihre inneren Probleme zu untersuchen. Bettina Rühl überblickt das Panorama der Akteure in dem ostafrikanischen Land. Die Hoffnungen auf eine Veränderung der Situation durch den neuen Präsidenten Sharif Sheikh Ahmed hätten sich nicht bewahrheitet, vielmehr sei ein Patt der Bürgerkriegsparteien eingetreten. Diese seien von äußeren Mächten unterstützt, wenn auch nur die Afrikanische Union offen mit einer Mission präsent ist, denn die Vereinten Nationen schätzten die Situation als zu gefährlich ein. Die USA seien jedoch durch die private Miltärfirma DynCorp in Mogadischu involviert. Die Autorin interviewt Annette Weber von der Stiftung Wissenschaft und Politik, die im vergangenen Jahr eine Studie zu dem Land veröffentlichte.
Seemannsgarn in Chefetagen
Brooke Smith-Windsor ist Senior Research Analyst für maritime Strategie am Nato Defense College in Rom. In einem Artikel analysiert er die »Bedrohung« des Seehandels durch Piraten und macht dabei eine interessante Entdeckung: Tatsächlich sind die Gefahren weit geringer als allgemein suggeriert. Profiteure dieser Entwicklung sind Versicherungsunternehmen, Reeder und die Kriegsmarinen der beteiligten Länder. Allerdings bleibt weitgehend offen, ob es sich hier nicht letztlich eher um Machtprojektionen in der internationalen Staatenkonkurrenz handelt.
Wenn die allgemeine Bedrohungswahrnehmung und die blanken Zahlen so wenig miteinander übereinstimmen, fragt man sich doch, wie das Piratenproblem eine solch unverhältnismäßige Aufmerksamkeit in der internationalen Sicherheitsdebatte erlangen konnte - und vor allem, was daraus folgt. Die Antwort dreht sich um drei Schlagworte: Profit, Zweck und Budgets.
Kultur- und Wirtschaftsdroge Khat
Die pflanzliche Droge Kath ist vor allem in afrikanischen und arabischen Ländern verbreitet. Peter Schreiber berichtet für den ARD Weltspiegel über den wirtschaftlichen Boom im Hauptanbaugebiet Kenia, aus dem vor allem somalische Flüchtlinge ihr Auskommen suchen. Von dort wird die Droge in Nachbarländer und nach Europa exportiert.
Zu Gast in der Ganovenrepublik
Arne Perras berichtet für die Süddeutsche Zeitung aus dem somalischen Bosaso, Teil des de-fakto unabhägigen Puntlands. Hier werden Beutezüge von Piraten organisiert. Der daraus stammende Reichtum sei deutlich sichtbar. Die lokale Regierung behauptet, die Piraten zu bekämpfen, was allerdings zweifelhaft bleibe. Die häufige Darstellung, die Hintermänner säßen im Westen bezweifelt der Autor allerdings. Dieser hatte anhand eines Entführungsversuchs des Flugzeugs bei der Ausreise selbst die Gefährlichkeit der Region kennen gelernt. Indes die Europäische Union laut Focus erwäge, ein somalisches Kontingent zu trainieren, welches die Piratennester an der Küste ausheben solle.
Flüchtlinge in Seenot, Regierungen in Erklärungsnot
Während vor der griechischen Insel Lesbos mindestens 8 afghanische Flüchtlinge ertranken, lieferten sich Italien und Malta einen kafkaesken Zuständigkeitsstreit um die Hilfe zur Rettung von somalischen und eritreanischen Flüchtlingen aus Seenot vor Sizilien. Die taz kommentiert die italienische Einwanderungspolitik und die Vorschläge für ein europäisches Asylrecht.
Romanvorlage aus Kalabrien
Ein Kronzeuge bringt die italienische Justiz auf die Spur eines filmreifen Plots. Die Mafiaorganisation Ndrangheta soll mindestens 30 Schiffe mit Giftmüll befüllt und vor der italenischen Küste versenkt haben. Möglicherweise gehöre, so Catrin Dingler in der Jungle World, auch strahlender Atommüll dazu. Ebenso sei laut dem Kronzeugen Giftmüll nach Somalia exportiert worden, in deren Zuammenhang die Ermordung italienischer Journalisten stehen könnte und ein »internationales Geflecht aus Wirtschaft, Politik und italienischer Mafia« verstrickt sei.