Presseschau Beitrag
Vielen Dank für die Blumen
Globalisierung bedeutet, daß die Waren- und Produktionsketten zunehmend über den ganzen Globus verteilt sind. Die Verbraucher können die Herstellungsbedingungen selten überprüfen. Daher bleibt die Globalisierung für viele ein eher schwammiger Begriff. Exemplarisch sichtbar wird diese Veränderung in einer Dokumentation von Michael Richter. Er folgt der Spur der Rosen, die in Kenia für den Weltmarkt angebaut werden und per Flugzeug über Holland in den europäischen Handel kommen. Traditionelle Rosenzüchter in der Elbmarsch geben mittlerweile ihr Geschäft auf, weil sie zu den Preisen nicht konkurrenzfähig sind. In Kenia kann das ganze Jahr über angebaut werden. Doch neben der Verlagerung der Produktion gibt es auch andere Kehrseiten: So zahlt die Rosenindustrie den Angestellten in einigen Betrieben wie dem Konzern Katuri einen Hungerlohn und läßt sie ungeschützt mit Pestiziden arbeiten. Abwässer werden ungeklärt in den Naivashasee geleitet, bis dessen Ökosystem umkippt.
Kommentar
Fraglos hat diese Ausbeutung von Natur und Mensch auch eine Rückwirkung auf die Löhne und Märkte in Europa. Ungeklärt sind nicht nur die Abwässer in den Naivashasee, sondern auch die Frage, warum Waren unter Bedingungen nach Europa importiert werden können, die dort als sittenwidrig bezeichnet werden. Insofern hebelt internationale Produktion grundlegende Errungenschaften wie Arbeitnehmer- oder Umweltschutz aus. Daraus resultiert eine logisch folgende Forderung: Auch importierte Waren müssen sich an Mindeststandards halten, die in Europa gelten. Am Ende profitieren alle davon, die Konsumenten und die Arbeitnehmer hüben wie drüben. Lohndumping und Umweltzerstörung werden am Ende teuer erkauft. Interessant ist dabei die Frage, ob die Rosen aus Kenia zu angemessenen Standards überhaupt konkurrenzfähig wären.