Presseschau Wirtschaft

Die Grenzen der Pressefreiheit

Die britischen Pressegesetze ermöglichen Veröffentlichungsverbote
Zeitweilig verboten - Titel des Londoner Guardian vom 17.9.2009
Zeitweilig verboten - Titel des Londoner Guardian vom 17.9.2009

The Guardian veröffentlichte im September Dokumente, welche die Verwicklung des britisch-niederländischen Konzerns Trafigura in einen der größten Giftmüllskandale der jüngeren Vergangenheit belegen sollen. Demnach wurden hoch giftige Stoffe auf gewöhnlichen Deponien in der ivorischen Millionenstadt Abidjan verklappt.  Die englischen Pressegesetze ermöglichten dem Konzern, die Veröffentlichung zu verbieten. Erst eine Kampagne im Internet verbunden mit der Erwähnung des Falles im britischen Parlament lies Trafigura zurückrudern, das nun ohne Anerkennung einer Rechtspflicht erste Entschädgungen zahlte.

Datenlecks überall

Die Sicherheit der Nutzer von sozialen Netzwerken vor Belästigung steht immer wieder in Frage

Vor einer Woche brachte Netzpolitik.org einen neuen »Datenskandal« ins Rollen. Ein Berliner hatte von dem sozialen Netzwerk Schüler-VZ per »Cross-Site-Scripting« das Verzeichnis ausgelesen. Er wurde daraufhin verhaftet - obwohl es sich um öffenlich einsehbare Daten handelt. Der Anbieter gibt sich bedeckt. Der taz wirft einen Blick auf den Skandal und das Phänomen von Mobbing und Stalking in sozialen Netzwerken.

Romanvorlage aus Kalabrien

Fakten und Indizien eines großen Giftmüllskandals
Straße von Messina <br/>Foto von sara.musico
Straße von Messina Foto von sara.musico

Ein Kronzeuge bringt die italienische Justiz auf die Spur eines filmreifen Plots. Die Mafiaorganisation Ndrangheta soll mindestens 30 Schiffe mit Giftmüll befüllt und vor der italenischen Küste versenkt haben. Möglicherweise gehöre, so Catrin Dingler in der Jungle World, auch strahlender Atommüll dazu. Ebenso sei laut dem Kronzeugen Giftmüll nach Somalia exportiert worden, in deren Zuammenhang die Ermordung italienischer Journalisten stehen könnte und ein »internationales Geflecht aus Wirtschaft, Politik und italienischer Mafia« verstrickt sei.

Portrait einer Krake

Wie die Pharma-Industrie ihre Netzwerke spannt

Für die Dokumentation »Das Pharma-Kartell« aus dem Dezember 2008 bekamen die Frontal21-Redakteuren Astrid Randerath und Christian Esser den Hanns-Joachim-Friedrichs-Förderpreis. Die Pharma-Industrie habe ein »Netz der Korruption gespannt« durch Bestechung von Klink-Ärzten, Unterwanderung von Selbsthilfegruppen und Verschweigung von Nebenwirkungen. Ein Ermittler bezeichnet dies als »mafiöse Methoden«, aber die Industrie könne in Deutschland machen was sie will. Frontal21 deckte auf, daß Verlagsvertreter von Bauer (»Revue«), Condé Nast (»Vogue«) und Wort und Bild (»Apotheken Umschau«) dabei helfen, verbotene Anzeigen für verschreibungspflichtige Medikamente zu schalten und die Grenze zwischen Anzeigen und redaktionellem Teil einzureißen.

Grenzen im Meer

Die Konsequenzen der Jagd nach Rohstoffen in der Tiefsee
Tiefsee Isopod <br/>Foto von coda
Tiefsee Isopod Foto von coda

Ressourcen werden knapper, daher wird verstärkt nach Erzen und Energieträgern in den Weltmeeren gesucht. Dabei werden neue Technologien entwickelt, um die Funde überhaupt nutzen zu können. Zugleich ist die seltene und wenig erforschte Tiefseenatur dadurch bedroht. Außerdem geraten Staaten über ihre Seegrenzen und den damit verbundenden Abbaurechten in Konflikte. Sarah Zierul bringt in der WDR Story dieses Thema ans Tageslicht.

Gewollte Geschenke

Die ungleiche Behandlung der Steuerzahler in Deutschland

Das WDR -Magazin »Die Story« untersucht die Steuergerechtigkeit in Deutschland. Die Redakteure Sascha Adamek, Martin Hahn und Kim Otto finden heraus, daß das Finanzamt die Steuererklärung von Millionären häufig nicht prüft, da es politisch nicht gewollt ist. Während eine Arbeitnehmerfamilie einen großen Teil ihres Einkommens versteuern muß, kann ein Immobilienspekulant seine Objekte steuerfrei verkaufen.

Skandallotterie

»Glücksspiel-Affäre« in Polen als Startschuß im Wahlkampf
Wellensittichlotterie in Danzig <br/>Foto von BernieCB
Wellensittichlotterie in Danzig Foto von BernieCB

Die Partei des polnischen Ministerpräsidenten Donald Tusk wird von einem Skandal erschüttert. Offenbar haben leitende Politiker der Bürgerrechtsplatform PO versucht, eine Glücksspielsteuer, welche die Fußballeuropameisterschaft 2012 finanzieren soll, auf Wunsch  betroffener Geschäftsleute zu verhindern. Tusk nutzt dies nun für eine Kabinettsumbildung. Allerdings diene die Anti-Korruptionsbehörde CBA, die den Skandal in Rollen brachte,  seinen Gegnern als politisches Instrument.

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