Presseschau Wirtschaft

Dieselben Ursachen, verschiedene Wirkungen

Zu den Folgen der Rohstoffknappheit

Kaum ist die weltweite Wirtschaftskrise in Ansätzen überwunden, drohen schon neue Komplikationen. Denn die Rohstoffpreise auf den Märkten steigen rasant. Im Westen ebenso wie in den boomenden Schwellenländern könnte das neue Wachstums- und Kaufkrafteinbrüche zur Folge haben. In den armen Regionen allerdings hat durch die Verteuerung der Grundnahrungsmittel die Zahl der Hungernden stark zugenommen: von 2007 bis 2009 um 170 Millionen Menschen.

Städte ohne Zentrum

Die Autostadt Detroit als Indikator der amerikanischen Entwicklung
Detroit: Amerikas Rostgürtel <br/>Foto von Bob Jagendorf
Detroit: Amerikas Rostgürtel Foto von Bob Jagendorf

In den USA lassen sich die Grenzen zwischen Klassen und Stadtbezirken immer noch an der Hautfarbe ablesen. Hanni Hüsch berichtet für den ARD Weltspiegel aus Philadelphia, Mississippi, wo der erste schwarze Bürgermeister in der früheren Hochburg des Ku-Klux-Klans die Amtsgeschäfte leitet. Weit weniger optimistisch ist eine umfangreiche Reportage von Allan Popelard und Paul Vannier in der Le Monde diplomatique über den Niedergang Detroits. In der einstigen Boomtown der amerikanischen Autoindustrie sind die reichen Bewohner längst in die Vororte gezogen und bezahlen dort ihre Steuern. Die eigentliche Stadt Detroit verödet zunehmend und besitzt die Sozialstatistik eines Schwellenlandes.

Unsicherheitskultur

Wartungsmängel bei Zügen der Deutschen Bahn AG
 <br/>Foto von Oberau-Online, Flickr
Foto von Oberau-Online, Flickr

Die Sendung des RBB Kontraste berichtet über die Gründe bei Verspätungen der Bahn. Die Bahn AG schiebt die Probleme auf die Hersteller, allerdings ergeben Recherchen des Magazins, dass der Konzern Wartungsmängel insbesondere beim Vorzeigezug ICE nicht ausreichend in den Griff bekommt und die Züge trotz gravierender Sicherheitsmängel weiterfahren läßt. Es handelt sich offenbar um ein ähnliches Problem wie bei den Berliner S-Bahnen.

»Wir sind eine Partei für das ganze Volk«

Die FDP als Gesetzgebungsdienstleister für Zahlungswillige

Der Spiegel hat nun einen Beleg dafür gefunden, dass die FDP Klientelpolitik betreibt. Und das nicht nur im Austausch gegen Wählerstimmen, sondern scheinbar sogar direkt gegen Geld. So hat eine Firma im Besitz der Familie Finck, die u.a. zahlreiche Hotels über Beteiligungen an der Mövenpick Gruppe hält, der FDP von Oktober 2008 bis Oktober 2009 insgesamt 1,1 Millionen Euro gespendet.

Auch die andere Regierungspartei, die sich erfolgreich für die Senkung des Mehrwertsteuersatzes für Hotelübernachtungen von 19% auf 7% eingesetzt hatte - die CSU - erhielt unmittelbar vor der bayerischen Landtagswahl 2008 von den Fincks zwei Großspenden im Gesamtwert von 820.000 Euro. Weiterlesen … »

Seemannsgarn in Chefetagen

Zur Instrumentalisierung der Piratengefahr
 <br/>Foto von dmytrok, Flickr
Foto von dmytrok, Flickr

Brooke Smith-Windsor ist Senior Research Analyst für maritime Strategie am Nato Defense College in Rom. In einem Artikel analysiert er die »Bedrohung« des Seehandels durch Piraten und macht dabei eine interessante Entdeckung: Tatsächlich sind die Gefahren weit geringer als allgemein suggeriert. Profiteure dieser Entwicklung sind Versicherungsunternehmen, Reeder und die Kriegsmarinen der beteiligten Länder. Allerdings bleibt weitgehend offen, ob es sich hier nicht letztlich eher um Machtprojektionen in der internationalen Staatenkonkurrenz handelt.

Wenn die allgemeine Bedrohungswahrnehmung und die blanken Zahlen so wenig miteinander übereinstimmen, fragt man sich doch, wie das Piratenproblem eine solch unverhältnismäßige Aufmerksamkeit in der internationalen Sicherheitsdebatte erlangen konnte - und vor allem, was daraus folgt. Die Antwort dreht sich um drei Schlagworte: Profit, Zweck und Budgets.

Begrenzte Lehren

Ost- und westdeutsche Regierung ließen die argentinische Militärregierung gewähren
Kundgebung der Mütter Verschwundener <br/>Foto von subcomandanta
Kundgebung der Mütter Verschwundener Foto von subcomandanta

Nach Jahren der Instabilität in Argentinien putschte sich 1976 eine Militärregierung an die Macht, die erst nach dem verlorenen Falklandkrieg 1983 abdankte. Ihre Bilanz sind 30000 »Verschwundene« und nachweislich Ermordete – weit mehr als beim berüchtigten Pinochet im Nachbarland Chile. Argentiniens Präsidentin Cristina Kirchner ließ nun Dokumente aus dieser Zeit per Dekret auf Verlangen eines Bundesgerichts veröffentlichen. Gaby Weber hat in einem Feature des Deutschlandfunks über die Rolle und das Verhalten der ost- und westdeutschen Außenpolitik nachgeforscht. Weiterlesen … »

Simón Bolívars Erben

Die politisch-soziale Grundstruktur Lateinamerikas

Auch 200 Jahre nach dem Beginn der Unabhängigkeitsbewegungen dominieren in Lateinamerika die traditionellen Eliten: Landbesitzer und städtisches Großbürgertum. Daran konnten die »Fassadendemokratien« wenig ändern. Das gilt ebenso für die charismatisch-populistischen Staatschefs vom Schlage eines Perón oder Zelaya.

Was aber muss passieren, damit sich Lateinamerika von seinen vordemokratischen Traditionen befreien kann? Es braucht neue Parteien. Allerdings nicht solche, mit denen grosse Familien oder einsame FührerInnen Fussvolk um sich sammeln, sondern Parteien, die aus sozialen Bewegungen heraus entstehen.

Als Beispiele dafür nennt Toni Keppeler die Gruppen um Evo Morales oder - vielleicht etwas fragwürdig - Luiz Inácio »Lula« da Silva. Jedenfalls scheint klar zu sein, dass die Situation keineswegs bis in alle Ewigkeit so bleiben muss, wie sie aktuell ist.

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