Presseschau Video

Mit allen Mitteln

Amerikanische Hubschrauberpiloten töten im Irak Zivilisten wie im Computerspiel
Amerikanischer Apache-Kampfhubschrauber nahe Bagdad
Amerikanischer Apache-Kampfhubschrauber nahe Bagdad

Die amerikanische Kriegsführung und die Öffentlichkeitspolitik des Pentagon stehen erneut in der Kritik. Anlass ist die Tötung von über zehn Zivilisten durch die Piloten von Apache-Hubschraubern in Bagdad am Morgen des 12. Juli 2007; darunter waren zwei Journalisten von Reuters, zwei Kinder wurden schwer verletzt. Reuters versuchte durch den Freedom of Information Act an die Videoaufnahmen der Hubschrauber zu gelangen. Dieses Vorhaben scheiterte, das Pentagon informierte die Öffentlichkeit systematisch falsch – nun sind die Bänder allerdings Wikileaks zugespielt worden. Das Material wurde auf der Seite collateralmurder.com veröffentlicht. Weiterlesen … »

Stehen bleiben

Rußland ohne Mut zur wirtschaftlichen Modernisierung
Papierfabrik am Baikalsee <br/>Foto von hegtor
Papierfabrik am Baikalsee Foto von hegtor

Fern von Moskau sind die strukturellen Probleme Rußlands unübersehbar. Die Wirtschaft vieler Orte verläßt sich auf einen einzigen Industriesektor – oft mit veralteter Technologie, die nicht konkurrenzfähig ist und die Umwelt belastet. Der Premier Wladimir Putin subventioniert viele dieser Werke und verwässert Umweltauflagen aus Angst vor Aufständen und Widerstand der Bevölkerung in der Wirtschaftskrise. Dies wird exemplarisch deutlich an einer Papierfabrik am Baikalsee in Sibirien, wie der ARD Weltspiegel zu berichten weiß. An diesem Beispiel analysiert auch eine Reportage des Handelsblattes die Unfähigkeit zu einer wirtschaftlichen Modernisierung.

Eingesteckt und eingesackt

Das Aufsichtsdilemma beim Einsturz des Kölner Stadtarchivs und die Gründe für Korruption
Kölner Stadtarchiv nach dem Einsturz <br/>Foto von karin fischer
Kölner Stadtarchiv nach dem Einsturz Foto von karin fischer

Die Sendung Monitor verdeutlicht die Gründe für den Skandal um den Einsturz des Kölner Stadtarchivs. Denn die Bauaufsicht wurde dem Bauherrn übertragen: den privatisierten Kölner Verkehrsbetrieben. Einen tieferen Einblick in den Hintergrund von Korruption bietet ein Radiobeitrag von SWR2 Wissen. Gerade in privatisierten Staatsbetrieben verhielten sich die Staatsangestellten wie Manager und fühlten sich ebenso frei in ihren Entscheidungen. Mangelnde Transparenz erleichtere das Geben und Nehmen – unter bestimmten Summen werde gar nicht erst kontrolliert.

Kriminelle Netze

Wie die Mafia die Gesellschaft unterwandert
Ort in Kalabrien <br/>Foto von Giuseppe Quattrone
Ort in Kalabrien Foto von Giuseppe Quattrone

Über den Wandel der italienischen Mafia berichtet der Deutschlandfunk. Ursprünglich war die aus dem süditalienischen Kalabrien stammende Ndrangheta auf Entführungen spezialisiert. Mit dem Wechsel in den Drogenhandel haben die Clans die Kontrolle über die Region übernommen – dort arbeitet nach Schätzungen der Ermittler ungefähr ein Viertel der Bevölkerung für Mafiaorganisationen. Gegen die internationalen Netze haben die Behörden bis jetzt kein Mittel gefunden; auch in Deutschland operieren etwa 230 Clans. »Hier haben wir es dagegen mit ländlich geprägten Dörfern zu tun, die dabei sind, Regionen und Nationen zu erobern«, so der Politiker und Soziologe Nando Dalla Chiesa. Neben Drogengeschäften wird die Ndrangheta verdächtigt, Schiffe mit Atommüll vor der Küste versenkt zu haben. Wer offen gegen die Mafia auftritt, wie der Schauspieler Giulio Cavalli gegen die sizilianische, dessen Leben ist bedroht.

Mythos Internet

Ein Vortrag kritisiert den Glauben an die digitale Bürgergesellschaft

Einen spannenden Diskussionsbeitrag zur Digitalisierung der Medien stellt der Vortrag Habermas 2.0 – Öffentlichkeit im digitalen Zeitalter des Medienwissenschaftlers Viktor Mayer-Schönberger auf dem Symposium der Landesmedienanstalten in Berlin dar. Nach einem Überblick zur Entstehung der bürgerlichen Öffentlichkeit im 19. Jahrhundert greift er den Mythos des Netzes als Bürgergesellschaft an. Denn hier entständen wenig qualitative Medienbeiträge, sondern vielmehr Informationsmittler. Zugleich finde eine enorme Konzentration der Wahrnehmung statt. DRadio Breitband kommentiert seinen Beitrag.

Gewinner und Verlierer

Im Irak ist trotz Stabilisierung keine Aussöhnung erkennbar
Sicherheitsmaßnahmen bei den Wahlen
Sicherheitsmaßnahmen bei den Wahlen

Trotz des fortschreitenden Aufstands wurde es in den vergangenen Jahren in der Berichterstattung der Medien recht still um den Irak. Nun sind zu den Parlamentswahlen einige exzellente Dossiers erschienen. Die Wahlen seien durch eine neues Reglement in der Wahl der Kandidaten offener, jedoch habe eine »Gerechtigkeitskommission« nach fragwürdigen Kriterien 500 Kandidaten ausgeschlossen, so der Deutschlandfunk. Nir Rosen erkennt darin in der Le Monde diplomatique keine Bereitschaft zur Aussöhnung, denn die Schiiten hätten auf ganzer Linie gewonnen. Sie seien nicht bereit, die Macht zu teilen. Der amerikanische Journalist zählt in dieser kurzen Chronologie der jüngsten irakischen Geschichte die strategischen Fehler der Besatzungsmacht auf und verdeutlicht, wie diese den inneren Konflikt des Landes verschärften. Weiterlesen … »

Hundert Jahre Verbrechen

Der Krieg im Kongo hat eine lange Geschichte
Verehrung eines Verbrechers: Statue von König Leopold II in Brüssel
Verehrung eines Verbrechers: Statue von König Leopold II in Brüssel

Der Sender Phoenix strahlte 2008 die Dokumentation Schatten über dem Kongo aus, welche auf dem gleichnamigen Buch von Adam Hochschild basiert. Das Elend des aktuellen Bürgerkrieges und dessen Menschenrechtsverletzungen haben eine lange Geschichte, zurückgehend auf die Aneignung des Kongo durch den belgischen König Leopold II. Dieser erfand – recht diabolisch – eine philantropische Tarnung für sein Unternehmen, der Ausbeutung des Kongo. Bevor die Welt von diesem Verbrechen Notiz nahm, wurde die Bevölkerung nach Schätzungen um 10 Millionen Menschen auf die Hälfte dezimiert. Der Film widmet sich darüber hinaus der kolonialen und postkolonialen Ausbeutung des Landes.  In diesem Zusammenhang ist der Film aus dem Jahre 2000 über den Tod von Patrice Lumumba erwähnenswert – Mord im Kolonialstil.