Das Stolpern des Wunderkinds
In China hat sich in den vergangenen zwei Jahren eine Spekulationsblase im Immobilienmarkt entwickelt. Die Blasenbildung wurde durch die Politik des billigen Geldes der Regierung verstärkt, die den Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise entgegenwirken soll. Doch offenbar konnte die Wirtschaft dieses Geld nicht ausreichend absorbieren. Das Platzen der Blase wird bereits seit einiger Zeit erwartet, die Regierung hat die Bedingungen der Kreditvergabe bereits verschärft. Doch bislang dreht sich die Preisspirale in den Ballungszentren weiter, wie Felix Lee aus Shanghai berichtet. Experten erwarten jedoch keine derart gravierenden Auswirkungen wie bei der Subprime-Krise 2008 in den USA: Die Banken sind staatlich, die Regierung wird sie unterstützen, und hat für einen solchen Fall ausreichend Rücklagen. Dennoch werden die Auswirkungen in China nicht zu unterschätzen sein, eine deutliche Bremsung des chinesischen Wirtschaftswachstum ist zu erwarten. Zudem werden große Mengen an Kapital aus dem Westen abgezogen.
Krisenzyklus
Mit einem gewissen Entsetzen betrachtet Robert Skidelsky, emeritierter Professor der Universität von Warwick, die europäischen Sparbemühungen. Sie zeigten, daß das Dogma der effizienten Märkte trotz der Finanz- und Wirtschaftskrise nicht überwunden ist. Nur einige wenige Keynesianer stellten sich der »wilden Flucht zu Sparmaßnahmen entgegen«. Skidelsky zeigt die Denkfehler der nach wie vor herrschenden Lehre auf:
Nur wenn wir anfangen, die Wirtschaft in einem keynesianischen Rahmen zu diskutieren, sind wir nicht zu einer Serie von Krisen und Rezessionen verurteilt. Andernfalls kommt die nächste schneller, als wir denken.
Einer muss anfangen
Der Bremer Ökonom Rudolf Hickel plädiert für die Einführung einer alle Finanzprodukte umfassenden Finanztransaktionssteuer. Sie soll die »relative Entkoppelung der Finanzmärkte von der Produktionswirtschaft« wenigstens teilweise rückgängig machen. So könnten falsche Preisbildungen durch irrationale Spekulation verhindert und die Krisenanfälligkeit des gesamten Wirtschaftssystems verringert werden.
Das häufig vorgebrachte Argument, eine solche Steuer ließe sich nur im internationalen Rahmen einführen, kann den Autor nicht überzeugen. Tatsächlich existiert mit der britischen »stamp duty« bereits eine nationale Steuer auf Finanzgeschäfte. Und mit einer begrenzten Einführung könne politischer Druck auf andere Länder ausgeübt werden. Weiterlesen … »
Marktglaube und Wirtschaftstheorie
In der dreiteiligen Interviewreihe des Deutschlandfunk »Lehren aus der Hyperkrise« befragt Stefan Fuchs die Wirtschaftstheoretiker Heiner Flassbeck, Paul Jorison und Robert Skidelsky. Dadurch entsteht ein vielfältiges Bild der Erklärungen für die Finanzkrise. Weiterlesen … »
Mythen der Krise
Die Gier der Manager ist schuld. Das System ist schuld. Diese Erklärungsmuster kritisiert der Elitenforscher Michael Hartmann, denn sie werden als unabänderliche Konstanten betrachtet, gegen die wenig getan werden kann, denn Gier ist etwas menschliches. In Wirklichkeit kann der Weg in die Krise nachvollzogen werden, da dieser von Interessen geleitet sei: Weiterlesen … »
Bis in die Spitzen
Der amerikanische Journalist Matt Taibbi hat im vergangenen Sommer eine polemische Anklageschrift gegen die Investmentbank Goldman Sachs im Rolling Stone verfasst. Darin wirft er dem Finanzkonzern nicht weniger als systematischen Betrug vor – dieser stehe im Zentrum zahlreicher Blasen, die durch Manipulation von Börsengängen und Rohstoffpreisen gebildet wurden.
Wenn Amerika sich um den Abfluß dreht, hat Goldman Sachs einen Weg gefunden, dieser Abfluß zu sein – ein unseliges Schlupfloch im System des westlichen demokratischen Kapitalismus, der es nicht für möglich hielt, daß in einer Gesellschaft, die indirekt durch freie Märkte und freie Wahlen reguliert ist, organisierte Habgier immer organisierter Demokratie überlegen ist.«
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Gefährliche Spekulation
In lockerem Ton faßt David Schraven bei den Ruhrbaronen ein heißes Eisen an: die offenkundige Immobilienblase in China.
Die chinesische Wirtschaft wächst seit über drei Jahren nur noch auf staatlichen Pump. Wirklich verlässliche Statistiken über das Reich der Mitte gibt es nicht, weil das Land nicht frei ist, sondern die staatlichen Manipulateure alles schön rechnen.
Daß diese Blase platzen wird, darin sind sich die meisten Kommentatoren einig; unklarer ist, wie sehr das chinesische Wirtschaftswunder leiden wird und welche Rückwirkungen dies auf die Weltwirtschaft haben werde. Robert Kurz sieht im Neuen Deutschland ein Ende des chinesichen Booms, auch wenn die Verschuldung der Privathaushalte mit den USA nicht vergleichbar sei. Genauere Daten bietet die Wirtschaftswoche.