Presseschau Beitrag
»Freuen Sie sich über steigende Preise?«
Ob und in welchem Umfang Lebensmittelspekulation die Weltmarktpreise beeinflußt, ist äußerst umstritten, auch wenn die krasse Achterbahnfahrt der Preise der vergangenen Jahre anders kaum zu erklären ist. Daß aber auch andere Faktoren wie gesteigerte Nachfrage durch Biosprit oder Ernteausfälle und hohe Ernergiepreise eine Rolle spielen, bestreitet Harald Schumann in den Blättern nicht. Vielmehr erzählt er die Geschichte der Liberalisierung der Rohstoffmärkte seit Anfang der 90er Jahre. Zu dieser Zeit entwickelte Goldman Sachs als Vorreiter Instrumente zur Vermarktung von Rohstoffen. Den Durchbruch erlebte diese innovative Finanzdienstleistung erst mit dem Platzen der Internetblase Anfang des Jahrtausends, als Anleger neue Investitionsmöglichkeiten suchten. Zuvor hatte die Clinton-Regierung unter dem Finanzminister Robert Rubin auf Druck der Investmentbanker zahlreiche Regulierungen beseitigt, die Spekulation auf den Rohstoffmärkten begrenzten.
Zu den Pionieren der offenen Rohstofffonds zählt der Autor auch die Deutsche Bank, die 2008 unter dem Slogan »Freuen Sie sich über steigende Preise?« für ihren Agriculture Euro Fonds warb. Die Deregulierung und Erschließung des Rohstoffhandels stellt Schumann somit als gezielte Politik von Investmentbankern dar. Zwar ist bislang ein direkter Nachweis des Zusammenspiels von Spekulation und Lebensmittelpreisen ausgeblieben, jedoch ist dieser Wirkungsmechanismus für die Rohstoffmärkte im allgemeinen durch die angeführten Daten kaum bestreitbar. Da aber der Handel mit Lebensmitteln von den Investmentbanken nach gleichen Prinzipien abgewickelt wird, liegt auch auf diesem speziellen Markt die gleiche Abhängigkeit nahe. Schumann stützt sich auf eine Analyse von foodwatch vom Oktober diesen Jahres, in der auch sein Beitrag erschienen ist.
Kommentare
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