Presseschau Beitrag

Viele Optionen, wenig Hoffnung

Afghanistans Zukunft
Dorfrat in der Provinz Panjshir
Dorfrat in der Provinz Panjshir Bild von Chris Shin

Seit Juli beginnt die stufenweise Übertragung der Sicherheitsaufgaben im Land an die afghanische Regierung. 2014 soll dieser Prozess dann abgeschlossen sein und die ISAF sich zurückziehen. Citha Maaß und Thomas Ruttig stehen in ihrer Lageanalyse den optimistischen Erwartungen eher skeptisch gegenüber und stellen vier mögliche Entwicklungen dar.

Einmal sei es denkbar, dass sich die bisherige Konstellation weitgehend an der Macht halten kann und sich so eine fragile Oligarchie festsetzt. Eventuell wird die Macht sogar mit den Taliban geteilt – Option zwei. In beiden Fällen aber wird das Land von Korruption, Instabilität und Kriminalität geprägt sein.

Ebenfalls denkbar sind ein eskalierender Bürgerkrieg, während dem die ohnehin schwachen Zentralorgane wie Armee und Polizei endgültig zerfallen und die Provinzfürsten mit ihren ausländischen Unterstützern Teile des Landes beherrschen. Vielleicht etablieren sich nach einer gewaltsamen Auseinandersetzung und dem Abzug des Westens auch erneut die Taliban als führende bzw. alleinige politische Kraft.

In jedem Fall hänge die Entwicklung aber von einer Reihe von Einflussfaktoren ab: Wie verändert sich die Balance zwischen Regierung und lokalen Machthabern? Wohin tendiert die Bevölkerung? Und wie wird die zukünftige Rolle der USA – auch nach 2014 – aussehen?

Kommentar

Welches dieser Szenarien auch eintritt, eines ist jedenfalls klar: Keines von ihnen kann den massiven Militäreinsatz seit knapp zehn Jahren rechtfertigen. Er hat das Land jedenfalls kaum vorangebracht – und von einer geringeren Terrorgefahr kann angesichts der Verbitterung in Afghanistan und anderswo über das Vorgehen der westlichen Besatzer auch keine Rede sein. Die Welt ist dadurch nicht sicherer geworden, für niemanden.

Angesichts dieser Bilanz sollte man auch vorsichtig sein, Militäreinsätzen im Ausland das Wort zu reden. Es mag aktuell ob der spektakulären Bilder aus Libyen nicht sehr opportun sein, solche Einflussnahmen zu kritisieren. Aber noch immer fehlt das eindeutig positive Beispiel einer westlichen Intervention nach dem Ende des Kalten Kriegens. Das sollte zu denken geben.