Presseschau Asien

Austragungsort

Afghanistan als strategischer Kampf zwischen Indien und Pakistan

Isabelle Saint-Mézard schreibt in der aktuellen Le Monde diplomatique über die Rückwirkungen des ewigen Konfliktes zwischen Indien und Pakistan auf Afghanistan. Indien betrachtet die Taliban als Schöpfung des pakistanischen Geheimsdienstes ISI, während Pakistan den wachsenden Einfluß Indiens und die Präsenz bis in die Provinz mit Mißtrauen sieht, und als Eingriff in seinen Hinterhof und versuchte Einkreisung bekämpft. Indien wiederum möchte langfristig über Afghanistan seine Rohstoffversorgung aus Zentralasien erschließen. Der Konflikt erscheint nur unter Einbeziehung dieses Problems lösbar, denn für beide Länder spielt Afghanistan eine lebenswichtige strategische Bedeutung.

Wie im Kalten Krieg

Der Mord an einem iranischen Nuklearforscher bleibt unklar

Im Iran wurde ein Wissenschaftler für Atomenergie durch einen Bombenanschlag getötet. Die Hintergründe sind unklar, aber Teheran wirft reflexartig den Volksmudschahedin, den USA und Israel vor, hinter dem Anschlag zu stecken. Tatsächlich habe die USA, so die Süddeutsche Zeitung, ein Abwerbeprogramm seiner Nachrichtendienste. Die Zeit schätzt allerdings einen Mord durch die USA oder Israel als unwahrscheinlich ein, auch wenn es in der Vergangenheit solche Fälle gegeben habe.

Satireolympiade

Chinas unsouveräner Umgang mit kritischen Medien
Parade zum 60. Jahrestag der Volkrepublik <br/>Foto von Alex, Flickr
Parade zum 60. Jahrestag der Volkrepublik Foto von Alex, Flickr

Chinas Regierung ist erzürnt über die deutschen Medien, nachdem Satiriker wie Martin Sonneborn die Frankfurter Buchmesse nutzten, um sich über Zensur und Menschenrechtsverletzungen lustig zu machen. Gravierender jedoch ist Penkings Unmut über den ZDF-Korrespondenten Johannes Hano und die Berichterstattung des Spiegels über chinesische Nachrichtendienstaktivitäten in Deutschland. Erst auf diplomatische Intervention Berlins hin wurde Hanos Visum verlängert. Kritische Fragen seien beim Besuch des deutschen Außenministers nicht erlaubt, was die Süddeutsche Zeitung als Rückschritt bewertet. Aufgrund der Zensur und Hacker-Attacken auf sein System erwägt der Konzern Google, der sich bis jetzt an die chinesischen Zensurvorgaben anpasste, den Rückzug aus dem Geschäft in China.

Experiment mit ungewissem Ausgang

Die Afghanische Nationalarmee

Der Krieg in Afghanistan verliert zunehmend an Rückhalt in den westlichen Gesellschaften; Ursachen dafür sind die steigenden Verluste und nicht zuletzt die Tatsache, dass Erfolge kaum auszumachen sind. Deshalb mehren sich - auch in Deutschland - die Stimmen derer, die statt eigener Soldaten lieber afghanische Truppen in die Gefechte schicken wollen. Allerdings kann die sog. Afghanische Nationalarmee (ANA) noch immer nicht die in sie gesetzten Erwartungen erfüllen, wie eine Studie von Michael Paul ergibt. Weiterlesen … »

Warum »Warum Israel«?

Debatte um verhinderte Filmvorführung weitet sich aus.

Seit Monaten schwelt (nicht mehr nur) in Deutschland eine Auseinandersetzung um die handgreifliche Blockade des Claude Lanzmann Films »Warum Israel« vor einem Hamburger Hinterhofkino. Unterdessen erklärte die an der Blockade beteiligte Gruppe Sozialistische Linke (SoL), sie habe für ein »einschüchterungsfreies Diskussionsklima« sorgen wollen. Nun gibt Lanzmann ein Interview im Freitag und sagt:

Die Normalität, dass es einen Staat Israel gibt, ist zur gleichen Zeit eine Abnormalität an sich. Mein Film behandelt eine ganz nachvollziehbare Frage. Umso abstoßender ist es, dass eine Aufführung dieser filmischen Studie über eine erzwungene Staatsgründung gerade in Deutschland verhindert wurde.

Das stille Zentrum Asiens

Kritik am OSZE-Vorsitz Kasachstans
Kasachstans Haupstadt Astana <br/>Foto von Martin Solli, Flickr
Kasachstans Haupstadt Astana Foto von Martin Solli, Flickr

Kasachstan übernimmt den Vorsitz der OSZE, obwohl es eine Diktatur ist, in der Oppositionelle und Journalisten ermordet werden. Dennoch sei das Land liberaler als andere zentralasiatische Republiken, meint Marcus Bensmann in der taz. Der OSZE-Vorsitz sei Fürsprechern im Westen zu verdanken, die den Energiereichtum und die strategische Bedeutung des Landes im Auge haben. Dazu interviewt die taz den FDP-Bundestagsabgeordenten Michael Link, der die Politik der vormaligen Bundesregierung unter Außenminister Frank-Walter Steinmeier kritisiert. Die Unterstützung Kasachstans unter Präsident Nursultan Nasarbajew sei bei der fragwürdigen Menschenrechtslage und mangelnden Demokratie ein falsches Signal.

Bröckelnde Legitimation

Eine Analyse der Oppostion im Iran
Oppositionsführer Mir Hossein Mussawi <br/>Foto von anon40
Oppositionsführer Mir Hossein Mussawi Foto von anon40

Peter Philipp beobachtet für Deutschlandfunk Hintergrund die Entwicklung im Iran. Nicht ein Konflikt zwischen Reformern und Konservativen seien die aktuellen Auseinandersetzungen, sondern unter Konservativen. Die Protestbewegung, so Philipps Einschätzung, stelle die islamische Republik nicht grundsätzlich in Frage, während der einstige Reformpräsident Khatami völlig an Einfluß verloren habe. Trotz mangelnder Führungspersönlichkeiten der Opposition gebe es Ähnlichkeiten zu der Situation am Ende des Schah-Regimes. Die Regierung verbot als jüngsten Schritt den Kontakt zu ausländischen Medien.

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