Presseschau Arbeit

Der große Zampano

Innenansichten von Berlusconis Hofstaat

Zahllos sind die Affären und Gerichtsverfahren des italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi. Sie gehören zu seinem Aufstieg vom Bauunternehmer in Mailand mit Geldern aus dubiosen Quellen, über den Medienmagnaten zum Politiker. Die jüngste Affäre um eine minderjährige Prostituierte zeigt traurige Einblicke in seinen Hofstaat, in dem eine Abgeordnete für die Zuführung von Prostituierten zuständig ist. Der Deutschlandfunk hat in einer vierteiligen Serie abgehörte Gespräche voll unfreiwilliger Komik dokumentiert.

Das letzte Aufgebot

Details über den Ablauf der ägyptischen Revolution

Der Pulverdampf bei Revolutionen verstellt bisweilen den Blick auf die Ereignisse. So erschienen die blutigen Auseinandersetzungen auf dem Tahrir-Platz in Kairo als Kampf zwischen Befürwortern und Gegnern des Präsidenten Mubarak. Karim el-Gawhary stellt in der taz dagegen klar, daß viele der vorgeblichen Präsidenten-Anhänger in Wirklichkeit bezahlte Schläger sind – dabei handelt es sich um Menschen aus der verarmten Unterschicht, die sich als Tagelöhner durchschlagen – im wahrsten Sinne des Wortes. Bereits in der Vergangenheit wurden diese »Axtträger« von mafiösen Geschäftsleuten und Politikern bezahlt, um ihre Interessen durchzusetzen. Ihr Einsatz ist also das letzte Aufgebot des Ancien Régime.

Ohne Markt und Wettbewerb

Zur Entwicklung von Managergehältern

Die Leistung als wesentliches Glied in der Argumentation aller Vertreter der Marktwirtschaft hat offenbar nur wenig Einfluss auf die Entwicklung der Spitzengehälter in Unternehmen. Eine US-amerikanische Studie zeigt, dass die Gehälter über Anpassungseffekte – besonders den Vergleich mit ähnlichen Unternehmen – permanent steigen. Weit schneller als der Durchschnitt aller Bezüge und oft völlig unabhängig vom tatsächlichen Unternehmenserfolg. Damit wächst nicht nur die Schere zwischen unten und oben, sondern auch die Diskrepanz zwischen Anspruch und Realität.

Ohne Zukunft

Jüngere arbeiten häufiger unter prekären Bedingungen

Eine Studie des gewerkschaftlichen Wirtschaftsforschungsinstituts WSI kommt zu dem Ergebnis, dass jüngere Arbeitnehmer überdurchschnittlich oft zu schlechten Bedingungen beschäftigt sind. So sind sie von Arbeitslosigkeit, befristeten Verträgen oder Leiharbeit besonders betroffen. Zudem absolvieren sie zunehmend schlecht oder gar nicht bezahlte Praktika, die ihnen kaum Perspektiven eröffnen. Und 40 Prozent aller Azubis werden nach ihrer Lehre nicht übernommen. Dies alles führt auch zu zunehmenden gesundheitlichen und psychischen Belastungen.

Jobwunder BRD?

Zur Lage auf dem Arbeitsmarkt

Die Befürchtungen in der Krise haben sich nicht bewahrheitet, die Katastrophe am Arbeitsmarkt ist ausgeblieben. Mittlerweile wird sogar über das Jobwunder BRD gesprochen. Doch tatsächlich lässt sich die erfreuliche Entwicklung der Beschäftigtenzahlen leicht erklären.

Zunächst hat die umfassende Anwendung der Kurzarbeit – bis zu 1,5 Millionen Beschäftigte waren betroffen – und die flexible Handhabung der Arbeitszeiten vielen eine Kündigung erspart. Daneben haben Demografie und statistische Effekte ihren Teil dazu beigetragen. So werden neuerdings Arbeitslose, die von privaten Vermittlern betreut werden, nicht mehr von der offiziellen Statistik erfasst. Weiterlesen … »

Vorurteile nicht bestätigt

Zur Motivation von Hartz-IV-Empfängern

Eine neue Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) untersuchte die Beschäftigung und Motivation von Arbeitslosen. Dabei ergab sich, dass ca. zwei Drittel der Befragten angaben, sie seien erwerbstätig, in Ausbildung,  an einer arbeitsmarktpolitischen Maßnahme beteiligt oder mit familiären Aufgaben beschäftigt. Daraus folgern die Autoren, manche Vorurteile gegenüber den Betroffenen seien unzutreffend, und die häufig geforderten Sanktionen kaum zweckdienlich:

Will man das in vielen Fällen hohe Ziel einer
Erwerbsintegration – wie es das SGB II vorsieht –
nicht aufgeben, legen die Befunde dieses Kurzberichts
nahe, dass die Lösung für die ganz überwiegende Zahl
der Betroffenen nicht in einer noch „härteren Gangart“
gegenüber den überwiegend motivierten Grundsicherungsempfängern bestehen kann. Vielmehr ist ein noch individuelleres Eingehen auf die Situation der zu vermittelnden Grundsicherungsempfänger gefordert.

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Langsamer Wandel

Chinas Wirtschaft verändert sich

Seinen beeindruckenden Aufschwung in den letzten Jahren hatte China vor allem der billigen Herstellung von einfachen Massenartikeln zu verdanken. Doch mittlerweile steigen die Löhne deutlich; das hat seine Ursache in der demografischen Entwicklung, weniger Abwanderung aus ländlichen Regionen und den immer häufigeren spontanen Streiks. Aber auch die politische Führung ist daran interessiert, die Arbeiter am Aufschwung partizipieren zu lassen. Damit einher geht die Absicht, zukünftig auch technisch anspruchsvollere und selbst entwickelte Waren zu produzieren.

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