Presseschau Kultur

Kampf um die Theorie

Philosophie in Middlesex soll geschlossen werden
kein Titel <br/>Foto: Save Middlesex Philosophy!
kein Titel Foto: Save Middlesex Philosophy!

Am 29. April zirkulierte Prof. Peter Hallward eine Email, in der es hieß:

I regret to say that Middlesex University has just decided, rather abruptly, to close all its Philosophy programmes and to shut down our Centre for Research in Modern European Philosophy …

Das renommierte Philosophie-Departement der Middlesex University soll komplett geschlossen werden. Die Entscheidung, die als weder ökonomisch noch akademisch motiviert gilt, fiel tags zuvor. Lehrende und Studierende reagierten sofort und richteten unter anderem eine Petition ein. Nina Power, die am 8. Mai im Berliner Haus der Kulturen der Welt vorträgt, verurteilte die Entscheidung im Guardian. Weiterlesen … »

Digitale Achterbahn

Der Kampf digitaler Technologien um öffentliche Aufmerksamkeit
"Hype-Zyklus": x-Achse: Sau, y-Achse: Dorf <br/>Foto von marketingfacts
"Hype-Zyklus": x-Achse: Sau, y-Achse: Dorf Foto von marketingfacts

Die Kurve steigt steil nach oben, verbleibt dort kurz auf der Spitze, um wieder steil nach unten zu fallen; anders als bei einer Achterbahnfahrt sind beim Hype die Passagiere auf dem Weg nach oben verzückt – wer spricht heute noch von Second Life? Den Rummel der Marktschreier nennt die Wissenschaft Hype-Zyklus. In den Medien, die gerne beim Aufbauschen technischer Entwicklungen hilfreich zur Seite stehen, finden sich allmählich auch kritische Stimmen, wie in einem amüsanten Beitrag von Marcus Rohwetter in der Zeit:

In den vergangenen fünf Jahren spuckte der Konzern aus der kalifornischen Kleinstadt Cupertino mindestens 17 neue Produkte aus, die er selbst als revolutionary einstufte. Eine derart beeindruckende Revolutionsquote erreichen nicht einmal sämtliche mittelamerikanischen Bananen- und die Ex-Sowjetrepubliken zusammen.

Legitimation und Legalität

Eine kleine Geschichte der Berliner Häuserkämpfe
Mainzer Straße 1990 <br/>Foto von Renate Hildebrandt
Mainzer Straße 1990 Foto von Renate Hildebrandt

Die westberliner Hausbesetzer der 80er Jahre sind ein Mythos, der in den 90er Jahren im Osten eine Neuauflage erfuhr. Durch die Besetzungen wurde das Ende der Flächensanierung durch Abriß ganzer Straßenzüge eingeläutet und neue Anstöße in der Stadtplanung gegeben. Dabei wurde ein Kampf um öffentliche Legitimation zwischen Besetzern und Stadtverwaltung ausgetragen, meinen Andrej Holm und Armin Kuhn in ihrer kleinen Geschichte der Berliner Häuserkämpfe. Die Besetzer erreichten öffentliche Unterstützung durch die Nutzung des Leerstands bei gleichzeitiger Wohnungsnot, während der Senat an einem Korruptionsskandal zerbrach. Die Stadt unter Vogel und später Weizsäcker antwortete mit einer Befriedungsstrategie, die Besetzungen legalisiert oder räumt; dadurch wurde die soziale Bewegung erfolgreich in zwei Lager gespalten.

»Die Mafia-Doktrin«

Der Linguist und politische Intellektuelle Noam Chomsky im Interview
Noam Chomsky <br/>Foto von dlr2008
Noam Chomsky Foto von dlr2008

Noam Chomsky ist durch seine sprachwissenschaftlichen Theorien bekannt geworden; er ist jedoch auch ein politischer Intellektueller, der sich seit dem Vietnamkrieg öffentlich zu Wort meldet. Seine Kritik an der Politik und dem Wirtschaftssystem des Westens ist international bekannt geworden durch sein Buch »Manufacturing Consent«, in dem er die Macht der Leitmedien anhand ihrer Berichterstattung statistisch analysiert. Für sein kontroverses Engagement wurde Chomsky nun mit dem Erich-Fromm-Preis ausgezeichnet – bei seinem Aufenthalt in Deutschland wurde er interviewt. Ob man sein Weltbild teilt oder nicht, die Analysen der politischen Lage sind präzise und erfrischend.

Brennpunkt sozialer Kämpfe

Die Geschichte des 1. Mai
Barrikaden in Neukölln beim Blutmai 1929 <br/>Foto von Bundesarchiv
Barrikaden in Neukölln beim Blutmai 1929 Foto von Bundesarchiv

Einen interessanten Einblick in die Geschichte des 1. Mai, dem »Kampftag der Arbeiterbewegung«, gibt das Portal Politik.de. Der Beitrag diskutiert die Zerstrittenheit der deutschen Arbeiterbewegung.

Ein einheitliches Klassenbewusstsein hatte sich nie ausgeprägt, obwohl die Arbeiterbewegung zunächst prägende Kraft der Weimarer Republik war.

Nachdem 1929 der sozialdemokratische Polizeipräsident Zörgiebel  in Berlin die traditionelle Kundgebung verbot, kam es bei Demonstrationen zu Kämpfen zwischen Arbeitern und der Polizei;  in den folgenden Tagen wurden zahlreiche Menschen getötet: der »Blutmai« hatte den Zwiespalt zwischen Sozialdemokraten und Kommunisten weiter vertieft.

Verstand und Verständigung

Über den Ursprung von Sprache

Gesten unterscheiden Kleinkinder von Menschenaffen. In der Forschung werden verschiedene Ansätze verfolgt; dazu zählt der Versuch, Roboter zur eigenen Entwicklung einer gemeinsamen Sprache auszubilden. Dadurch sollen Rückschlüsse auf den Ursprung von Verständigung und Grammatik gezogen werden. Der Schlüssel ist jedoch das Verständnis des sozialen Miteinanders, meint der Anthropologe Michael Tomasello und widerspricht damit dem Linguisten Noam Chomsky. Robert Brammer zeigt in SWR2 Wissen die unterschiedlichen Ansätze der Forschung.

Die Mobilität von morgen

Um Fortbewegung wirklich umweltverträglich zu machen, ist ein Umdenken nötig

Im Bundestagswahlkampf 1998 warben die Grünen damit, den Benzinpreis mittels Abgaben auf 5 Mark zu erhöhen und damit diejenigen die Kosten des Verkehrs tragen zu lassen, die sie verursachen. Trotz Regierungsbeteiligung konnten sie sich damit nicht durchsetzen und das Problem besteht nach wie vor. Autoverkehr führt zu Treibhausgasemissionen, Lärm, Luftschadstoffen, Flächennutzung und mehr. Diese Kosten sind aber durch die Einnahmen aus Abgaben und Steuern, die für das Autofahren erhoben werden, nicht gedeckt. Neuesten Erkenntnissen des Bundesumweltamtes zufolge beläuft sich dieses Loch auf 47 Milliarden Euro. Dazu kommt, dass der Verkehr generell CO2-effizienter werden soll. Weiterlesen … »

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