Presseschau Beitrag

Die Freiheit der 200

Medienmacht in Deutschland

Der Teufelskreis aus sinkenden Auflagen und Werbeeinnahmen hat seit einigen Jahren zu einer verstärkten Konzentration im deutschen Verlagswesen geführt. Ein Großteil der wenigen etablierten Konzerne ist seit Jahrzehnten im Geschäft. Die fünf wichtigsten unter ihnen kontrollieren fast die Hälfte der Auflage an Zeitungen, bei Zeitschriften ist die Zahl der Anbieter zum Teil noch geringer. Nur bei Büchern gibt es zahlreiche mittlere und kleine Verlage; doch auch hier mischen die bekannten Namen gewichtig mit. Insgesamt ist es jedoch bedenklich, wie sehr die Pressefreiheit durch Konzerne ausgehöhlt ist; die Kontrolle der veröffentlichten Meinung unterliegt weitgehend einem Oligopol, regional teilweise sogar einem Monopol eines einzigen Unternehmens:

Im Mai 1965 schrieb der kritische Publizist Paul Sethe den vielzitierten Satz: »Pressefreiheit ist die Freiheit von 200 reichen Leuten, ihre Meinung zu verbreiten.« Und weiter: »Da die Herstellung von Zeitungen und Zeitschriften immer größeres Kapital erfordert, wird der Kreis der Personen, die Presseorgane herausgeben, immer kleiner. Damit wird unsere Abhängigkeit immer größer und immer gefährlicher.« Dem ist auch heute kaum etwas hinzuzufügen, höchstens daß die Zahl 200 vermutlich halbiert werden darf.

Kommentar

Dem wäre natürlich noch hinzuzufügen: Gerade durch das Internet ergeben sich mittelfristig auch andere Trends. Denn die verhältnismäßig kostengünstige Form der Publikation erlaubt es theoretisch auch ohne exorbitante Investitionen, neue Medien zu etablieren.

Das Problem dabei: Die Marktführer hier sind - bis auf wenige Ausnahmen - nicht zufällig eben jene Medien und Konzerne, die auch den Printmarkt beherrschen. Die Ursachen dafür sind sicher vielfältig, aber zwei Punkte sind wohl entscheidend. Zum einen muss Glaubwürdigkeit über einen längeren Zeitraum hergestellt werden, und da haben diese Medien als Ableger bekannter Zeitungen einen großen Vorteil. Zum anderen kann auch im Netz nur erfolgreich sein, wer über entsprechende Werbe- und Personaletats verfügt. Es bleibt also abzuwarten, inwiefern hier Neues dauerhaft und mit einer relevanten Reichweite entstehen kann.