Presseschau Beitrag

»Die Todesspirale«

Wie ein Auseinanderbrechen des Euro verhindert werden kann

Mit dem provokanten Titel »Reformiert den Euro oder schmeißt ihn weg« beschreibt der Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph Stiglitz die anstehende Gefahr für den Euro: Die Bedingungen, nach denen eine Einheitswährung funktioniert, sind nicht erfüllt. Weder gebe es – vergleichbar mit dem USA – eine ausreichende Mobilität auf dem Arbeitsmarkt, noch habe die EU die Möglichkeit, Staaten mit Problemen zu helfen.

Für die kleineren Länder der EU ist die Lektion eindeutig: Wenn sie ihre Haushaltsdefizite nicht reduzieren, besteht ein hohes Risiko für einen Spekulationsangriff, mit geringen Aussichten auf angemessene Unterstützung von ihren Nachbarn, zumindest nicht ohne schmerzhafte und kontraproduktive prozyklische Haushaltseinschränkungen.

Das Aufzwingen von Sparmaßnahmen sei jedoch ein großer Fehler; denn nicht die Defizitländer gefährden die globale Gesamtnachfrage, sondern diejenigen, welche Exportüberschüsse und Ersparnisse ansammeln.

Die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Folgen der aktuellen Regelungen sind eigentlich untragbar. Die Länder, deren Defizite infolge der globalen Rezession in die Höhe geschossen sind, sollten nicht in eine Todesspirale gezwungen werden – wie Argentinien vor einem Jahrzehnt.

Um das Ungleichgewicht zwischen den Euroländern auszubalancieren, die einer Währungsabwertung gleichkommen, gibt es unterschiedliche Wege: Eine Senkung der Löhne würde zu schweren sozialen Spannungen führen; ein Austritt Deutschlands aus dem Euro oder dessen Teilung in zwei Unterregionen sind weitere Möglichkeiten.

Der Euro könne wie der Wechselkursmechanismus 1992 auseinanderbrechen. Der einzig sinnvolle Weg, menschliches Leid und Arbeitslosigkeit zu verhindern, seien institutionelle Reformen, welche eine fiskalische Steuerung der Eurozone ermöglichen.