Presseschau Beitrag

Berliner Luftschloss

Zur Entscheidung des Bundestags
Der letzte Hausherr: Kaiser Wilhelm II.
Der letzte Hausherr: Kaiser Wilhelm II.

Schon 2002 wurde der Wiederaufbau des Berliner Schlosses beschlossen, doch außer dem Abriss des Palastes der Republik ist seither nicht viel passiert. Nur die veranschlagten Kosten steigen immer weiter. Nun hat der Bundestag einer Erhöhung seines Finanzierungsanteils zugestimmt: 478 Millionen Euro trägt der Bund, 32 Millionen das Land Berlin – der Rest soll durch Spenden aufgebracht werden, die bisher allerdings nur recht spärlich geflossen sind.  Möglicherweise werden nicht nur die Baukosten weiter steigern; kommen nicht genug Spenden auf, droht auch von dieser Seite eine Finanzierungslücke, die dann der Staat zu schließen hätte. Trotz dieser Schwierigkeiten stimmte eine ganz große Koalition von Union bis Grünen für den Beschluss, nur die Linke votierte dagegen.

Kommentar

Neben den finanziellen Bedenken ist zudem der historische und politische Wert des Vorhabens mehr als fraglich: Zum einen wird der Bau trotz der hohen Summen lediglich eine »historische« Fassade erhalten, von einem Wiederaufbau kann eigentlich keine Rede sein. Zum anderen muss man sich schon fragen, warum ausgerechnet die Hohenzollerndynastie eine derartige symbolische Aufwertung erfährt. Schließlich war es deren Hauptresidenz. Deren Monarchie – das Zweite Kaiserreich – ging 1918 dank eines von ihr angezettelten Weltkrieges zugrunde. Man möchte sagen: zu Recht.