Simón Bolívars Erben
Auch 200 Jahre nach dem Beginn der Unabhängigkeitsbewegungen dominieren in Lateinamerika die traditionellen Eliten: Landbesitzer und städtisches Großbürgertum. Daran konnten die »Fassadendemokratien« wenig ändern. Das gilt ebenso für die charismatisch-populistischen Staatschefs vom Schlage eines Perón oder Zelaya.
Was aber muss passieren, damit sich Lateinamerika von seinen vordemokratischen Traditionen befreien kann? Es braucht neue Parteien. Allerdings nicht solche, mit denen grosse Familien oder einsame FührerInnen Fussvolk um sich sammeln, sondern Parteien, die aus sozialen Bewegungen heraus entstehen.
Als Beispiele dafür nennt Toni Keppeler die Gruppen um Evo Morales oder - vielleicht etwas fragwürdig - Luiz Inácio »Lula« da Silva. Jedenfalls scheint klar zu sein, dass die Situation keineswegs bis in alle Ewigkeit so bleiben muss, wie sie aktuell ist.
Globale Verschiebungen
Lange Jahre wurde der IWF im wesentlichen von den reichen Ländern des Westens finanziert und entsprechend gelenkt. In den letzten Jahren geriet er allerdings selbst in Schwierigkeiten und hat deutlich an Einfluss verloren. Gleichzeitig drängen mehr und mehr Schwellenländern - insbesondere China und Brasilien - auf eine neue Machtverteilung innerhalb der Institution. Ralf Hess versteht dies als Anzeichen einer langfristigen Veränderung.
Drohungen und Geheimabkommen
Das geheime Stationierungsabkommen für amerikanische Basen in Kolumbien stößt bei den südamerikanischen Nachbarstaaten auf Empörung und wenig Gegenliebe. Ralf Streck schreibt auf Telepolis, daß dieses Abkommen gegen die kolumbianische Verfassung verstoße und ein wesentlicher Grund für das Wettrüsten in der Region sei. Das vorgebliche Ziel der Bekämpfung des Drogenhandels stehe hinter dem Ziel der stategischen Kontrolle der lokalen Energieressourcen zurück.
Vom Gefängnis zum Präsidentenamt
José Mujica ist Präsidentschaftskanditat in Uruguay und ehemaliger Widerstandskämpfer der Tupamarus. Sein Wahlsieg gilt als wahrscheinlich, auch wenn Gerhard Dilger in der taz ihn als ungewöhlichen Kanditaten porträtiert. Politisch erscheint er ihm moderat - vergleichbar mit dem brasilianischen Präsidenten, der trotz sozialer Programme die Verhältnisse in seinem Land nicht wirklich in Frage stellt. Für Aufregung sorgte er allerdings durch Interviewpassagen, in denen er gegen den großen Nachbarn Argentinien stichelte.
Neue Funde, alte Probleme
In den letzten Jahren wurden vor Brasilien, Texas und Sierra Leone einige große Ölvorkommen entdeckt. Allerdings sind sich die Experten nicht einig, ob das auf längere Sicht die Versorgung mit dem Rohstoff zu akzeptablen Preisen ermöglicht. Viel hängt auch von der zukünftigen Nachfrageentwicklung ab. Denn die neuen Felder sind wegen ihrer Lage nur bei hohen Preisen überhaupt profitabel erschließbar.
Hinterhofkonflikt
Die Situation in Honduras eskaliert. Die Le Monde diplomatique hat in ihrer Septemberausgabe Honduras und Peru zwei Analysen gewidmet. Monica Bruckmann nimmt an, daß die Absetzung von Manuel Zelaya weniger seiner geplanten Verfassungsnovelle geschuldet ist als wirtschftlichen Interessen wie der massiven Erhöhung des Mindestlohns durch Zelaya. Beide Autoren sehen in den neuen Militärabkommen der USA mit Kolumbien und Peru den Versuch der USA, in seine alte Einflußzone in Südamerika wiederherzustellen und die Erfolge linker Regierungen zurückzudrängen.
Moloch ist nicht gleich Moloch
Richard Friebe schildert die Lage in den gigantischen Großstädten der Dritten Welt. Trotz oft ähnlicher Probleme wie Umweltverschmutzung, Kriminalität und mangelhafter Hygiene sieht die Zukunft nicht für alle gleich aus. Und Modernisierung bedeutet nicht immer auch sozialen Fortschritt.