Presseschau Gesellschaft

Simón Bolívars Erben

Die politisch-soziale Grundstruktur Lateinamerikas

Auch 200 Jahre nach dem Beginn der Unabhängigkeitsbewegungen dominieren in Lateinamerika die traditionellen Eliten: Landbesitzer und städtisches Großbürgertum. Daran konnten die »Fassadendemokratien« wenig ändern. Das gilt ebenso für die charismatisch-populistischen Staatschefs vom Schlage eines Perón oder Zelaya.

Was aber muss passieren, damit sich Lateinamerika von seinen vordemokratischen Traditionen befreien kann? Es braucht neue Parteien. Allerdings nicht solche, mit denen grosse Familien oder einsame FührerInnen Fussvolk um sich sammeln, sondern Parteien, die aus sozialen Bewegungen heraus entstehen.

Als Beispiele dafür nennt Toni Keppeler die Gruppen um Evo Morales oder - vielleicht etwas fragwürdig - Luiz Inácio »Lula« da Silva. Jedenfalls scheint klar zu sein, dass die Situation keineswegs bis in alle Ewigkeit so bleiben muss, wie sie aktuell ist.

»Columbus Go Home!«

Wie sich der Entdecker auf eine Tea-Party verirrte
Die Kolumbus-Rede <br/>Foto von Robert Erickson
Die Kolumbus-Rede Foto von Robert Erickson

Angst und Feindschaft Migranten gegenüber ist ein Phänomen, gegen welches kein Teil der Welt gewappnet ist – selbst wenn der überwältigende Teil der Bevölkerung, wie in den Vereinigten Staaten von  Nordamerika, von Migranten abstammt. Diese Tatsache nahm ein Redner auf einer gegen Einwanderung gerichteten Versammlung aufs Korn. Aufgrund der schlechten Tonqualität sei auf das Transkript verwiesen.

Neusprech aktuell

Die Bedeutung von Begriffen in der Politik

Wer die Sprache beherrscht, beherrscht das Denken. Das gilt - erstaunlicherweise - zwar nicht immer, aber doch in vielen Fällen. Der Kampf um politische Inhalte und Interessen ist demnach auch eine Auseinandersetzung um die Deutungshoheit von gesellschaftlichen Entwicklungen, meint Wolfgang Storz:

Politische Sprache ist Politik. Der Kommunikationswissenschaftler Anil Jain weist der Metapher im politischen Geschäft eine bedeutende Rolle zu: Sie sei im Diskurs »ein machtvoller Ort«. Bisher haben vor allem die Marktradikalen dieses Geschäft beherrscht. Aber das muss nicht so bleiben.

Wohlstand für alle?

Das Ende eines Traums

Inge Kloepfer schildert den Wandel von der steten sozialen Aufwärtsentwicklung breiter Bevölkerungsgruppen in den Nachkriegsjahren hin zu einer Gesellschaft, die wieder auseinanderdriftet. Dabei verfestigen sich drei voneinander isolierte Schichten mit ganz unterschiedlichen Lebensperspektiven und Werteorientierungen.

Die Trennlinien zwischen Arm und Reich werden schärfer und als solche auch deutlich so empfunden. (…) So paart sich die gesunkene Aufstiegsdynamik mit dem erhöhten Risiko eines gesellschaftlichen Abstiegs.

Befremdender Hass

Die Spätaussiedler und der Mordprozess in Dresden

Die taz schreibt anlässlich des Dresdener Mordprozesses über die Probleme der Spätaussiedler in Deutschland. Diese seien zwischen den Kulturen hin- und hergerissen.

Von der russischen Kultur geprägt sind sie auch in ihrem konservativen Wertekanon.

Durch kulturellen Hintergrund und mangelnde Intergration seien gerade junge Männer anfällig für Rechtsextremismus und Gewalt, auch wenn Islamfeindlichkeit eher untypisch sei. Telepolis interviewte Kay Sokolowsky dazu, von dem gerade im Rotbuch-Verlag das Buch »Feindbild Moslem« erschienen ist.

Schmutzige Löhne

Das Ende des Streiks der Gebäudereiniger

Hannes Heine räsoniert im Freitag über das Ende des Gebäudereiniger-Streiks. Demnach zähle das gewonnene politische Bewußtsein mehr als das Ergebnis auf dem Papier. Einen genaueren Einblick in den Streik und die Bedeutung des Mindestlohns dabei liefert eine Reportage von Frotal21.

Hort der Angst

Fremdenangst und Nationalismus in Österreich
Kronenzeitung: Die heimliche Macht <br/>Foto von pokpok313
Kronenzeitung: Die heimliche Macht Foto von pokpok313

Das Deutschlanfunk Feature sendet einen Beitrag zum Patriotismus und Nationalismus in Österreich. Die Stimmen verschiedener politischer Kräfte kommen zu Wort. Chauvinistisches Gedankengut sei bis in die Mitte der Gesellschaft vorgedrungen, Parteien wie die BZÖ und die FPÖ haben sich mit Talent zur Massenkommunikation als dritte Kraft etablieren können. Einzelne Wissenschaftler meinen empirisch eine Untertanenmentaliät, ein Warten auf Lösungen von oben als Ursache ausmachen zu können. Zugleich transportiert die Kronenzeitung, im Verhältnis von Auflage zu Einwohnerzahl einer mächtigsten Medien Europas, reaktionäres Gedankentum, während die Politik vor ihr kuscht.

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