Presseschau Geschlecht

Am Rande

In Saudi-Arabien sind vor allem die Frauen unzufrieden
Modern und konservativ zugleich <br/>Foto von Evitas Webfotos
Modern und konservativ zugleich Foto von Evitas Webfotos

Allgemein bekannt ist das Fahrverbot für Frauen in Saudi-Arabien. Weniger bekannt sind jedoch die zahlreichen weiteren Diskriminierungen: So ist der öffentliche Raum streng in einen männlichen und weiblichen getrennt, Frauen benötigen stets einen Vormund (in der Regel ein Verwandter oder der Ehemann), und meistens verfügt der Gatte auch über ihr Einkommen.

Trotz einiger Reformen in den vergangenen Jahren ist ihre Situation also noch immer von großen Einschränkungen geprägt. Zaghafter Protest dagegen entwickelt sich zwar, sieht sich aber einer staatlichen Politik gegenüber, die weitere Reformen verspricht, gleichzeitg aber auch repressiv gegen Gegner vorgeht.

Der große Zampano

Innenansichten von Berlusconis Hofstaat

Zahllos sind die Affären und Gerichtsverfahren des italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi. Sie gehören zu seinem Aufstieg vom Bauunternehmer in Mailand mit Geldern aus dubiosen Quellen, über den Medienmagnaten zum Politiker. Die jüngste Affäre um eine minderjährige Prostituierte zeigt traurige Einblicke in seinen Hofstaat, in dem eine Abgeordnete für die Zuführung von Prostituierten zuständig ist. Der Deutschlandfunk hat in einer vierteiligen Serie abgehörte Gespräche voll unfreiwilliger Komik dokumentiert.

Gesellschaft im Krieg

Eine Dokumentation über die Frauenorganisation der Hamas

Wenig Berichte gibt es aus dem Gazastreifen – daher ist auch wenig über die dortige Situation und die Hamas bekannt. Insofern ist die Dokumentation von Suha Arraf über die Frauenorganisation der Hamas umso sehenswerter. Darin wird deutlich, wie bedeutend die Sozialarbeit der Hamas ist, durch die sie Rückhalt und Sympathien in der Bevölkerung gewann: Bei dem Wahlsieg der Hamas spielten Frauen eine große Rolle. Doch auch der religiöse Fanatimus, der Märtyrer-Kult und das Bild einer militarisierten Gesellschaft werden dargestellt.

Kokapflanze vergiftet Staat

Der Drogenkrieg in Mexiko und die Rolle des Staates
Armee im Einsatz gegen Drogenhändler in Chihuahua 2008 <br/>Foto von Iker Merodio
Armee im Einsatz gegen Drogenhändler in Chihuahua 2008 Foto von Iker Merodio

In Mexiko tobt ein Drogenkrieg. Seitdem der Präsident Felipe Calderón 2006 an die Macht kam und im Kampf gegen die Drogenkartelle die Polizei durch das Militär ersetzte, schnellte die Zahl der Toten in die Höhe: Über 20.000 Opfer sind seitdem zu beklagen. Das Militär geht dabei auch gegen die Zivilbevölkerung vor und wird des Mordes, der Vergewaltigung und anderer Übergriffe beschuldigt. Doch wie der US-Radiosender NPR herausfand, geht die Regierung selektiv gegen die Kartelle vor – gegen eines wie Sinaloa gar nicht. Spitzen der Regierungspartei werden mit diesem Kartell in Verbindung gebracht. Dabei entgleitet dem Staat im Drogenkrieg mit den Kartellen und zwischen diesen die Kontrolle über einzelne Bundesstaaten. Gleichzeitig tragen die Gewinne einen großen Teil zur Wirtschaftsleistung bei. Die wachsende Bedeutung Mexikos als Kokainerzeuger steht im Zusammenhang mit einer weltweiten Veränderung des Drogenmarktes.

Anhalten und Weiterfahren

Abseits der öffentlichen Diskussion um sexuellen Mißbrauch werden die strukturellen Probleme nicht angegangen

Die Dokumentation der NDR-Sendung 45 Min Sexobjekt Kind deckt die strukturellen Probleme der deutschen Justiz und Öffentlichkeit im Umgang mit sexuellem Mißbrauch bei Kindern auf. Die Fälle in Internaten stellen nur einen Bruchteil der Fälle dar – die Mehrzahl findet im familiären Umfeld oder bei Kindern statt, die zu wenig Aufmerksamkeit bekommen und daher leicht anzusprechen sind. Weder gibt es genügend Prävention durch Therapie, noch kennt die deutsche Justiz eine ausreichende Antwort: Es mangelt an Gutachtern und Therapien, die Ermittler schaffen nicht die Sichtung der Berge an Material; dem Staat sei das Wohl der Kinder egal. Weiterlesen … »

One step forward, two steps …?

Zugespitzte Auseinandersetzung um Möglichkeit geschlechtlicher Neutralität

Vor einigen Wochen in Sydney, am 25. Februar, erhielt Norrie als erste intersexuell lebende Person ein offizielles Dokument des Standesamtes (»Births, Deaths and Marriages«), das ein Geschlecht als »Not Specified« angab.

They all said they didn't know how to put it (gender unspecified) into their computers, but they all agreed to do it and to have a word to their computer programmers (…)

Die Vergabe des Zertifikats wurde weltweit als ein historischer Fortschritt in den Bemühungen gegen die aufgezwungene binäre Kategorisierung begrüßt.  Weiterlesen … »

Aber doch nicht in der Öffentlichkeit

Stefan Niggemeyer schreibt gegen eine leicht verkleidete homophobe Polemik
Christopher Street Day 2009 in Berlin <br/>Foto von easy-berlin
Christopher Street Day 2009 in Berlin Foto von easy-berlin

Philipp Gut schreibt in der Weltwoche und in der Welt eine Polemik gegen Homosexualität in der Öffentlichkeit, die zu »Weltanschauung und politisches Programm geworden« und um die »ein irritierender Kult um die Schwulen entstanden« sei. Erschreckend an seiner Schrift erscheint in erster Linie, daß er Menschen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung als eine homogene Gruppe darstellt, die durch »Pressure-Groups« die Öffentlichkeit dominiere und unterwandere. Stefan Niggemeier setzt auf seinem Blog dem eine engangierte Streitschrift entgegen, indem er Phillip Gut als »besonders heuchlerischer Schwulengegner« outet und über die Weltwoche urteilt: Weiterlesen … »

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