Presseschau Afghanistankrieg

Vor Gericht gegen die eigene Armee

Ein kritischer Kommentar zum neuen Geist der Bundeswehrführung

Hans Wallow beklagt auf den Nachdenkseiten die Rückkehr der Bundeswehr zu vergangen geglaubten Zeiten. Kritische Geister würden bestraft und zwangsversetzt, selbt wenn sie sich auf das Völkerrecht beriefen.

Aber sie stehen meist ziemlich allein da. Das zunehmende Desinteresse der Öffentlichkeit gegenüber inszenierter Politik und ihre Ablehnung von Militäreinsätzen begünstigt eine gefährliche Entwicklung der Bundeswehr zum Staat im Staat, was sie faktisch schon ist.

Im Osten nichts Neues

Vier Reportagen aus Afghanistan sichten die Situation
Darulaman-Palast in Kabul <br/>Foto von von Carl Montgomery
Darulaman-Palast in Kabul Foto von von Carl Montgomery

Patrik Cockburn berichtete im Juni in der London Review of Books über Afghanistan [deutsch erschienen in der Le Monde Diplomatique]. Ethnische Segregierung, eine korrupte Regierung, Wegegeld für Banditen und Taliban, erdrückende Armut und perfide Sicherheitslage unterminieren die Glaubwürdigkeit des westlichen Bündnisses. Dietmar Herz erzählt in »Morgenland ohne Morgen« im SZ-Magazin, wie er sich verkleiden muß, um in das unweit von Kabul gelegene Gardez zu gelangen. Dort schotten sich die Ausländer ab, denen die lokale Bevölkerung feindselig gesinnt ist. Den kulturellen Widersprüchen zwischen West und Ost geht Jochen-Martin Gutsch im Spiegel nach, wo er über das Todesurteil für einen Studenten berichtet, der einen islamkritischen Text vervielfältigte – eine andere Sicht der Geschichte zeigt Marc Thörner auf.

Ein Krieg in Zahlen

umfangreiche Fakten zu Afghanistan

Die Tübinger Informationsstelle Militarisierung hat eine ganze Reihe von Daten bezüglich des Afghanistankrieges zusammengestellt, unter anderem zu Opfern, Truppenstärken, Kosten und der sozialen Lage. Zwar sind diese etwas selektiv ausgewählt, aber sie ermöglichen dennoch einen ersten Überblick über das Geschehen und die Entwicklung der letzten Jahre.

Inkompetente Kraftmeierei

Was aus dem neuesten Bombardement zu lernen ist
Amerikanische Soldaten in Afghanistan <br/>Jim Downen, Flickr
Amerikanische Soldaten in Afghanistan Jim Downen, Flickr

Der Bundeswehr-Offizier Jürgen Rose analysiert, wie fahrlässig und dilettantisch der jüngste Angriff auf zwei von den Taliban entführte Tanklastzüge in der deutschen Besatzungszone nahe dem afghanischen Kundus durchgeführt wurde. Seine Mutmaßung dazu: dies sei möglicherweise geschehen, um den entschlossenen Kampfwillen der Bundeswehr zu beweisen. Laut einer afghanischen Regierungskommission hatte die Attacke insgesamt 119 Tote und Verletzte zur Folge, darunter 30 tote Zivilisten.

Zeit der Umkehr

Das Scheitern des Westens in Afghanistan

Einerseits verschärft sich die wirtschaftliche und militärische Lage in Afghanistan, andererseits schwindet in praktisch allen westlichen Ländern die Zustimmung zum Krieg - und die internationalen Hilfsorganisationen plädieren schon länger für einen Abzug der NATO, zumindest aber für eine klare Trennung von Wiederaufbau und Kampf. Angesichts dieser Tatsachen fordert der linke Grüne Robert Zion einen radikalen Kurswechsel: UN-Blauhelme statt Kampftruppen und eine Dezentralisierung des politischen Systems statt der schlichten Aufpfropfung westlicher Normen.

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