Presseschau Kultur

Unendlich viel Energie

Die Klage gegen den Teilchenbeschleuniger CERN
 <br/>Foto von silviaN
Foto von silviaN

Amüsiert betrachtet Ralf Bönt in der taz die Klage gegen den Teilchenbeschleuniger CERN vor dem Bundesverfassungsgericht. Die Klägerin befürchtete, daß das Projekt schwarze Löcher erzeugen könne, durch welche die Welt verschwinde. Dafür sei jedoch unendlich viel Energie notwendig.

Unendlich viel Energie wenden lediglich die Antragsteller der Forschungsinstitute und deren PR-Abteilungen auf, um ihre Projekte bei Politikern und Öffentlichkeit so populär wie möglich zu machen.

Die Fußballblase

Die Proficlubs sind hoch verschuldet
 <br/>Foto von Alex France
Foto von Alex France

Nicht nur Immobilien oder Finanzderivate eignen sich zu riskanten Spekulationen, sondern auch der Profisport. Doch trotz hoher Einnahmen aus Merchandising, Eintrittskarten und Fernsehrechten sind gerade die Fußballclubs selten profitabel. In England musste nun mit dem FC Portsmouth der erste Verein Insolvenz anmelden. In Spanien dagegen sträubt sich die Regierung, offene Rechnungen in Milliardenhöhe an Steuern und Sozialbeiträgen einzufordern - aus Angst vor Popularitätsverlust bei den zahlreichen Fans. Doch früher oder später wird die Blase ohnehin platzen, meint Ralf Streck auf Telepolis.

Dekonstruktion eines Mythos

War das Wirtschaftswunder ein Wunder?

Stefan Sasse konfrontiert den bundesrepublikanischen Gründungsmythos mit den historischen Fakten und stellt fest: Manches war ganz anders als gerne erzählt wird – und wundersam schon gar nicht. Dagegen wird das Ganze auch heute noch eifrig und erfolgreich für bestimmte politische Ziele instrumentalisiert, sei es in Bezug auf die Exportorientierung oder den zurückhaltenden Staat.

Ex oriente lux?

Fragwürdige historische Legitimation des Kolonialismus

Die Eroberung des Aztekenreiches durch die spanischen Conquistadores unter Hernán Cortez ist ein Musterbeispiel für die Legitimation des Kolonialismus mit »überlegener« Kultur. Ein barbarischer Despotismus, der auch vor massenhaften Menschenopfern nicht zurückschreckt, wird von Europa zivilisiert und christianisiert.

Nur: War es wirklich so? Die Quellenlage ist nicht nur dünn, sondern auch sehr einseitig. Denn die Azteken haben kaum Schriftliches hinterlassen, und so bleibt bis heute viel Raum für Spekulationen. Der Kampf der Historiker um den »Clash of Civilizations« dauert an - immer auch vor dem Hintergrund aktueller Debatten um westlichen Interventionismus.

Eine neue Sprache

Elias Canettis Buch Masse und Macht

Nach dem Zweiten Weltkrieg hatte Hannah Arendt als eine der ersten Wissenschaftlerinnen einen nicht unumstrittenen Deutungsversuch des entgrenzten Verhaltens des Menschen in der Masse unternommen. Der Schriftsteller Elias Canetti entwarf dagegen mit dem Buch »Masse und Macht« ein eher poetisches Konzept eines Blickes von innen auf das unberechenbare Verhalten moderner Gesellschaften. Dafür erfand er  ein eigenes Vokabular, welches die Eigendynamik und die Bedeutung der Masse veranschaulicht. Die Sendung Essay und Diskurs des Deutschlandfunks hat einen Deutungsversuch unternommen.

Verschleierter Vorstoß

Die Debatte in Frankreich um »nationale Identität«

Die Diskussion in Frankreich um die Burka, angestoßen von einem Vorschlag eines Verbotes durch den französichen Präsidenten, sei zu einer fremdenfeindlichen und rechtsextremen Debatte  um die »französische Identität« geworden, meint Ellen Ehni vom Pariser ARD-Studio im Weltspiegel. Es handele sich wohl um ein Wahlkampfmanöver des Präsidenten, um von den wirtschaftlichen Problemen vor den Regionalwahlen abzulenken. Die Debatte sei insofern absurd, als daß die Zahl der Burka-Trägerinnen verschwindend gering sei.

Sport ist Mord am Wort

Eine neue Webseite und Sportler zum Weglaufen

Im Zeitalter des allmähligen Medienwandels schießen neue Webseiten, Blogs und Projekte wie Pilze aus dem Boden. Ein interessantes neues Portal, schön und durchdacht gestaltet, ist Magda, das »Magazin der Autoren«. Dort widmet sich Michael Schophaus unterhaltsam dem ewigen Widerspruch zwischen Sportlern und der korrekten Reihenfolge von Denken und Reden.

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