Presseschau Asien

Ikonen und Falschmünzer

Wie das Netz rasend schnell Täuschungen verbreitet
Straßenkunst in Los Angeles <br/>Foto von Lord Jim
Straßenkunst in Los Angeles Foto von Lord Jim

Die Echtheit von Nachrichten läßt sich nicht immer überprüfen – und im Internet kursieren ungeprüfte Kopien von Bildern, Falschmeldungen oder Manipulationen noch schneller. Der niederländische Designer Daniel van der Velden hat ein Buch dazu veröffentlicht; Tobias Moorstedt interviewt ihn in der Süddeutschen Zeitung zu selbsternannten Staaten wie der Seeplattform Sealand mit eigenem Siegel und Briefmarken sowie Firmen, die es nur im Netz gibt. Eine Geschichte der massenhaft reproduzierten Falschmeldung ist auch die von Neda Soltani; aufgrund ihrer Ähnlickeit von Namen und Gesicht wurde sie für »die« Neda gehalten, welche durch ihren Tod bei den Protesten im Iran zur Ikone wurde.

Neue Linien

Zwei Funde zeigen, daß die Anthropologie noch für viele Überraschungen sorgen wird
Rekonstruktion des Australopithecus <br/>Foto von Ryan Somma
Rekonstruktion des Australopithecus Foto von Ryan Somma

Systematische digitale Kartierung führte den Anthropologen Lee Berger von der südafrikanischen Universität Witwatersrand zu einem bahnbrechenden Fund. Noch ist die Einordung unklar; wohlmöglich handelt es sich um ein fehlendes Bindeglied zwischen Affenmenschen und den Vorfahren des Menschen – darauf deuten verschiedene körperliche Merkmale der beinahe zwei Millionen Jahre alten Fossilien.

Weit jünger, aber nicht weniger spektakulär ist ein Fund im Altai-Gebirge in Südsibirien. Nach der DNS-Analyse der Knochensplitter weicht das Genom des »Denisova-Menschen« vom Menschen deutlicher ab als vom Neandertaler. Ob es sich dabei um einen Vorfahren bereits bekannter Hominiden handelt oder um eine neue Art, ist bis jetzt nicht geklärt.

Flucht vor dem Krieg

Eine Reportage über die Flucht eines afghanischen Jungen nach Europa

Walter Krieg zeichnet in der Sendereihe 37 Grad des ZDF die Flucht des 11jährigen Hesmat aus dem von Bürgerkrieg zerütteten Afghanistan nach. Sein Vater wurde denunziert und von Kämpfern getötet; England ist das Ziel, sein Weg führt ihn durch Zentralasien und Russland bis nach Österreich. Dort kommt er in ein SOS-Kinderdorf. Durch Zufall bekommt er eine Aufenthaltsgenehmigung und versucht seinen einzigen verbliebenden nahen Verwandten nachzuholen: seinen jüngeren Bruder. Die kafkaeske Bürokratie der europäischen Asylbehörden wird dabei überdeutlich.

Discount heißt abziehen

Eine NDR-Reportage prangert die Praktiken von KiK an

Der Kleidungshandelkonzern KiK ist in den Medien immer wieder in der Kritik: aufgrund seiner Arbeitsverhältnisse in den Filialen sowie in den Nähereien in Bangladesch. Krankheits- und Urlaubsgeld sowie Gewerkschaften sind dort Fremdworte, rücksichsloser Preisdruck die Unternehmensphilosophie. Eine Reportage des NDR Chefreporters Christoph Lütgert gibt den bekannten Mißständen Namen und Gesichter; ungewöhnlich ist die subjektive Erzählperspektive. Der Unternehmer Stefan Heinig meidet die Öffentlichkeit wie die Gewerkschaften, er gab der Welt jedoch eine Interview. Der Blog Fernlokal fasst die Berichterstattung zusammen; weitere Beiträge finden sich hier.

Nationale Sicherheit

Die Anklage gegen Anat Kamm verdeutlicht die Grenzen des Rechtsstaats in Israel
Anat Kamm <br/>Foto von the7eyes.org.il
Anat Kamm Foto von the7eyes.org.il

Der Fall der Wehrdienstleistenden Anat Kamm wirft ein dunkles Licht auf den israelischen Sicherheitsapparat. Denn sie hat Papiere an die Presse lanciert, die gezielte Tötungen entgegen den Beschluß des obersten Gerichtshofs belegen. Sie wurde des Geheimnisverrats angeklagt, die israelische Presse wurde in dem Fall mit Zensur belegt. Die inneren Konflikte des Landes, aber auch die Militarisierung der Gesellschaft und die eingeschränkten Grundrechte werden dadurch deutlich.

Erbstreit

Wem gehört antike Kunst in westlichen Museen?
Stein von Rosette im British Museum <br/>Foto von xjyxjy
Stein von Rosette im British Museum Foto von xjyxjy

Antike Kunst in den Museen von London, Paris oder Berlin stammt aus Griechenland, Ägypten oder dem Irak. Seit Jahren versuchen diese Länder, diese Kunst zu beanspruchen und zurückzubekommen: Ein prominentes Beispiel ist der Stein von Rosette im British Museum, durch den erstmals ägyptische Hieroglyphen übersetzt wurden. Doch der Rechtsstatus ist unklar: Raubkunst ist ein weiter Begriff. Die Berliner Zeitung berichtet von einer Konferenz in Kairo, bei der zahlreiche Staaten ihre Forderungen beraten.

Aufruhr im Urlaubsland

Der Machtkampf in Thailand eskaliert
"Rote Armee" in Bangkok <br/>Foto von Nate Robert
"Rote Armee" in Bangkok Foto von Nate Robert

Revolutionen kennen kein Lehrbuch – auch in Thailand sind die Fronten komplex, aber verhärtet. Die Rothemden stehen dem ehemaligen Premierminister Thaksin Shinawatra nah, der vor seiner Absetzung für Sozialreformen wie günstige Gesundheitsversorgung sorgten. Deren Gegner ist die Regierung der Gelben, welches die traditionelle Farbe der Monarchisten ist. Der Konflikt ist einer von neuen und alten Eliten, aber auch ein Klassenkampf der armen Landbevölkerung. Deutschlandfunk Hintergrund untersuchte die politischen Fronten, die nun eskalieren.

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