Presseschau Atomenergie

Gewinner und (kaum) Verlierer

Die Folgen des Atomausstiegs

Die Stromkonzerne haben sich lange und durchaus nicht ohne Erfolge gegen den Ausstieg aus der Atomkraft gewehrt. Noch über zehn Jahre können sie die hochprofitablen Meiler weiterbetreiben – und die Brennelementesteuer gilt vorerst nur bis 2016. Alle Regelungen gibt es hier im Überblick.

Andererseits wird der absehbare Ausstieg anderen Branchen nützen. Hersteller und Betreiber von Windparks, Solaranlagen und nicht zuletzt Handwerker, die Gebäude energieeffizienter renovieren. Hinzu kommt die verstärkte Nutzung von Gaskraftwerken und damit verbunden ein höherer Import von Erdgas. Schließlich schafft auch der aufwändige Rückbau der Atommeiler auf Jahre hinaus Arbeitsplätze.

Katastrophale Informationspolitik

Das Wissen über den japanischen Atomunfall bleibt nebulös

Über zwei Monate nach Beginn des Unfalls im japanischen Atomkraftwerk Fukushima I ist die Öffentlichkeit immer noch schlecht informiert über Hergang, Stand und realistische Szenarien der fortlaufenden Katastrophe. Als sicher kann dagegen die Fragwürdigkeit der Informationspolitik von Tepco und der japanischen Regierung gelten. Denn offenbar, so berichten zahlreiche Medien, die sich auf einen Insider berufen, hat nicht erst der Tsunami den Ausfall des Kühlsystems verursacht. Vielmehr hat das Erdbeben zumindest im ersten Block ein Leck in das Kühlsystem geschlagen. Daraufhin ist das Gros der Brennstäbe geschmolzen und auf den Boden des Reaktors gesunken, das so genannte Corium: Die bisherige Darstellung des Ablaufs steht grundsätzlich in Frage. So bleibt vieles im Unklaren, die Lecks in der Informationspolitik sind zumindest kleiner als die in den Reaktoren in Fukushima. 

Vor der Katastrophe ist nach dem Super-GAU

Spurensuche bei den beiden prominentesten Atomunfällen
Erstarrte Corium-Lava im Keller
Erstarrte Corium-Lava im Keller

Heute vor 25 Jahren ereignete sich in den frühen Morgenstunden die Reaktorkatastophe von Tschernobyl, ausgelöst durch eine Kombination von Konstruktionsfehlern des Reaktortyps sowie Bedienfehlern bei einer Art Experiment im laufenden Betrieb. Zugleich liegt der Beginn der fortlaufenden Havarie der Fukushima-Reaktoren nun eineinhalb Monate zurück. Die Wissensredaktion des WDR sendete eine Bestandsaufnahme sowohl der abgeschlossenen als auch der laufenden Katastrophe. Bei diesem Vergleich sind zwar einige Flüchtigkeitsfehler unterlaufen; so ist nicht sicher, ob bei dem Unfall im russischen Majak im September 1957 weit mehr strahlendes Material entwich als in Tschernobyl. Auch wird der Konflikt zwischen Forschern um die Folgeschäden von Tschernobyl ausgeblendet. Dennoch ist die Dokumentation durch ihre zahlreichen, anschaulich dargestellten Fakten sehenswert.

Auch ARTE stellt heute durch einen Themenabend in mehreren Beiträgen die langfristigen Folgeschäden Tschernobyls in ganz Europa dar. 3sat zeigt eine bereits vor 5 Jahren vom Discovery Channel ausgestrahlte Dokumentation sowie einen Film zu den Liquidatoren.

Über alle Grenzen

Experten fordern das Eingreifen der internationalen Gemeinschaft in Japan

Trotz der tröpfelnden Informationspolitik der Betreibergesellschaft Tepco sowie der japanischen Regierung wird immer deutlicher, daß die nukleare Katastrophe in Japan unabsehbare Ausmaße annimmt, die in ihren Folgen Tschernobyl übertreffen könnte. So sind Experten in Österreich und den USA der Auffassung, daß bereits etwa die Hälfte der Menge des lange strahlenden Cäsium ausgetreten ist verglichen mit der Menge in Tschernobyl. Einige Fachleute wie der amerikanische Wissenschaftler Najmedin Meshkati fordern bereits das Eingreifen des UNO-Sicherheitsrates, da die Japaner mit der Bewältigung der Krise offenbar überfordert seien. Auch die internationale Atomenergiebehörde IAEA steht aufgrund ihrer zögerlichen und verharmlosenden Haltung in der Kritik.

Irrationale Ängste?

Eine Reportage über die Risiken deutscher Atomkraftwerke
Was kommt da aus der Dose? <br/>Bild von marcos papapopolus
Was kommt da aus der Dose? Bild von marcos papapopolus

Wie gefährlich sind deutsche Atomkraftwerke? Sind die Behörden für den Katastrophenfall vorbereitet? Kann ein Störfall auch in Deutschland passieren? Diesen Fragen geht die Reportage Risiko Atomkraft in der Doku-Reihe 45 Min des NDR nach. Dafür filmt Gesine Enwaldt in Kraftwerken und befragt zahlreiche Fachleute. So sind die meisten Atomkraftwerke gegen Flugzeugabstürze unzureichend gesichert. Auch scheint die Vorsorge für den Krisenfall ungenügend – ebenso wie in Japan sind dafür die Betreiber zuständig. Bei einem Störfall ist es in den komplexen Systemen für die Schichtleiter schwierig, die Ursachen ausfindig zu machen und das Geschehen richtig zu interpretieren, so daß falsche Rückschlüsse möglich sind. Weiterlesen … »

Wochen der Furcht

Hintergründe zum Atomunfall in Fukushima

Eine herausragende Darstellung des Ablaufs der nuklearen Katastrophe im japanischen Nuklearstandort in Fukushima sowie der technischen Hintergründe bietet WDR Quarks & Co in zwei Sendungen zum Thema. Dabei kommen zahlreiche Aspekte zur Sprache. Von einem Rückblick auf den Unfall in Tschernobyl 1986, zu den gesundheitlichen Folgen des jetzigen Unfalls und einem detaillierten Ablaufprotokoll. Wer bisher ausreichende Hintergrundinformationen vermisst hat, findet sie hier.

Brücke ins Nichts

Die Risiken der Atommeiler in Deutschland

Die Diskussion über Atomenergie in Deutschland ist voll entbrannt. Rommy Helm blickt für 3sat Nano zurück auf die Geschichte von Störfällen in Deutschland. So kam es gerade bei alten Meilern wie Biblis B und Brunsbüttel zu Vorfällen, die eher durch Glück günstig verlaufen sind. Zu ergänzen sei diese Chronologie mit dem Verweis auf einen möglichen Nuklearunfall in der GKSS-Forschungsanstalt im September 1986, der für die hohe Zahl an Leukämiefällen in der Elbmarsch verantwortlich gemacht wird.

Auf die Risiken der ursprünglich geplanten Laufzeitverlängerung weist Report Mainz hin: Denn AKWs als »Brücktechnologie« zu nutzen bedeutet die Schwankungen der erneuerbaren Energien auszugleichen. Für diesen flexiblen Betrieb sind Atomkraftwerke jedoch nicht vorgesehen, er führt zu verstärkter Abnutzung und somit zu größeren Risiken. Die Autoren berufen sich dabei auf eine Studie, die der ehemalige Chef der Bundesatomaufsicht, Wolfgang Renneberger, für Greenpeace erarbeitet hat.

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