Presseschau Kultur

Präsidiale Einflußzone

Frankreich spielt in Afrika weiterhin Weltmacht
Militärische Feier zu 50 Jahren Unabhängigkeit im Senegal <br/>Foto von seneweb
Militärische Feier zu 50 Jahren Unabhängigkeit im Senegal Foto von seneweb

Francafrique steht für den ungebrochenen Einfluß Frankreichs in seinen ehemaligen Kolonien in Afrika. Seit der formalen Unabhängigkeit dieser vierzehn Staaten 1960 hat die Grande Nation zahlreiche Methoden zur Wahrung ihrer Macht genutzt: Bekämpfung von Gegnern durch die Nachrichtendienste, verdeckte Militäreinsätze, Einflußnahme durch die mächtigen und staatsnahen Erdölkonzerne Total und Elf Aquitaine und nicht zuletzt die enge Zusammenarbeit mit korrupten Diktatoren.

So wurde eine demokratische Entwicklung und eine wirkliche Unabhängigkeit dieser Staaten eingeschränkt oder verhindert – das Resultat ist Korruption und eine enge Bindung an Frankreich. Diese Politik wurde zumeist verdeckt aus dem Élysée-Palast jenseits parlamentarischer Kontrolle gesteuert. Ein Feature des Deutschlandfunk von Ruth Jung untersucht die Geschichte und Folgen des französichen Einflußes.

30 Jahre und kein Frieden

Das Verhältnis Irak-Iran

Vor genau dreißig Jahren begann der Irak mit dem Angriff auf das Nachbarland, das kurz zuvor eine Islamische Republik geworden war. Mit massiver finanzieller und militärischer Hilfe der USA und der Golfstaaten glaubte Saddam Hussein an einen schnellen und profitablen Sieg. Doch acht Jahre und eine Million Tote später musste man sich mit dem Status quo ante zufrieden geben, keine Seite konnte die andere entscheidend schlagen.

Noch heute ist das Verhältnis der beiden Länder angespannt. Trotz – oder gerade wegen – der mittlerweile starken Position der schiitischen Glaubensbrüder im Irak prägen noch immer Mißtrauen und teilweise offene Feindschaft das Bild. Daran sind die USA mit ihrer fragwürdigen Nahostpolitik nicht unschuldig.

Im Abseits

Folgen der WM für Südafrika

Am Kap hatte man sich einiges von der ersten Fußball-WM auf afrikanischem Boden versprochen: Wachstum, Arbeitsplätze und Investitionen. Doch tatsächlich haben nur wenige davon profitiert, wie eine neue Untersuchung des Schweizerischen Arbeiterhilfswerks belegt.

So brachte der Bau der Stadien zwar den Baufirmen beträchtliche Umsätze und Gewinne, die Löhne der Arbeiter bewegten sich aber am Rande der Armutsgrenze. Die Vergabe von exklusiven Marketingrechten führte zur Vertreibung zahlreicher Straßenhändler aus den Innenstädten. Und nicht zuletzt der Staat erwirtschaftete ein Defizit im Milliardenbereich, während die FIFA hohe Erlöse kassierte.

Überflogen

Ein Film zur Geschichte der Lufthansa
Saubere Neugründung? Fluhafen Frankfurt/Main in der 50ern <br/>Bild von dark_mephi
Saubere Neugründung? Fluhafen Frankfurt/Main in der 50ern Bild von dark_mephi

Die Dokumentation Fliegen heißt Siegen - Die verdrängte Geschichte der Deutschen Lufthansa von Christian Weber beschäftigt sich mit der Geschichte der Deutschen Lufthansa zur Nazizeit. Diese war tief verstrickt in die Rüstungswirtschaft des 2. Weltkrieges und hatte ein Arbeitsheer an Zwangsarbeitern rekrutiert. Daher wurde das Unternehmen von den Allierten liquidiert. Nach dem Krieg wurde die Lufthansa – scheinbar unbelastet – in der jungen Bundesrepublik neu gegründet. Das Management sieht sich daher für die Vergangenheit nicht verantwortlich – doch gab es zahlreiche personelle Kontinuitäten, den Namen kaufte man der alten Lufthansa gleich ab. Der Film verdeutlicht die ambivalente Aufarbeitung. So ließ die Lufthansa einen Historiker eine Forschungsstudie zur Nazivergangenheit erstellen, veröffentlichte diese aber nicht, sondern schickt sie nur auf Nachfrage zu. Gern stellt man sich in die Tradition der Pioniertage der Luftfahrt, ohne sich mit der dunklen Seite auseinanderzusetzen.

Im Spiel bleiben

Eine Doku über Schiedsrichter im Fußball hinter den Kulissen

Ohne sie würde so manches Spiel im Chaos versinken, dennoch sind sie nicht unbedingt beliebt, sondern werden oft beschimpft oder gehasst. Die Dokumentation »Referees at Work« – unterstützt durch UEFA und DFB – zeigt sehenswerte und teils amüsante Einblicke  in den schwierigen Alltag von Schiedrichtern, die in Fußball-Spitzenspielen, gezeichnet von Emotionen, entscheiden. Dabei treffen die Unparteiischen in der Schnelligkeit der Spiele häufig Fehlentscheidungen und müssen dennoch ihre Autorität auf dem Platz bewahren.

Hoffnung auf Aufklärung

Ein Ex-Offizier erinnert an die Verantwortung der Staatsspitze für die politischen Morde der 90er Jahre

Am 3. November 1996 kam es nahe dem westtürkischern  Susurluk  zu dem wohl folgeschwersten Autounfall der türkischen Geschichte: In dem Mercedes, der mit einem Traktor zusammenstoß, saßen u.a. ein hochrangiger Polizeibeamter sowie Abdullah Çatlı, Chef der Grauen Wölfe. Durch den Unfall wurde die Verbindung des Staates zum kriminellen Untergrundnetzwerk der Grauen Wölfe bekannt, die für die Aufstandsbekämpfung in Kurdistan eingesetzt wurden und in die Tötung von tausenden Verschwundenen verstrickt sind. All dies geschah mit der Billigung westlicher Nachrichtendienste, denn die Grauen Wölfe waren Teil des europäischen Netzwerkes Gladio der NATO.

Auf die Anklage eines Obersten in Diyarbakir aufgrund von Morden hat sich nun ein pensionierter Admiral zu Wort gemeldet. Er beklagt im türkischen Fernsehen, daß es sich bei den Morden um Staatspolitik gehandelt habe, für die nun einige Offiziere büßen sollen. Das läßt Hoffnungen aufkommen, daß Licht in dieses dunkle Kapitel der türkischen – und europäischen – Geschichte kommt.

Das Kreuz mit dem Kreuz

Eine heftige Kontroverse in Polen
 <br/>Foto von: ein Augenblick
Foto von: ein Augenblick

Der Tod des Präsidenten Lech Kacynski bei einem Flugzeugabsturz im April hat nun einen lange schwelenden Konflikt in Polen offen ausbrechen lassen: Auf der einen Seite stehen die Vertreter des katholisch-nationalistischen Lagers, auf der anderen vornehmlich westlich orientierte Modernisten.

Die Kontroverse um ein Holzkreuz vor dem Präsidentenpalast und seinen zukünftigen Standort bildet dabei nur den Anlass:

Es ist ein politischer Machtkampf zwischen der PiS und der regierenden Bürgerplattform (PO) von Premierminister Donald Tusk, noch mehr aber ein Diskurs um die in Polen schon alte Frage, ob nur ein Katholik ein guter Pole ist und wie groß der Einfluss der Religion auf einen demokratischen Staat sein soll.

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