Presseschau Kultur

Die ewige Wiederkehr

Ein Trend in der Architektur

Nach Jahrzehnten der kühlen, sachlichen Architektur bricht sich seit geraumer Zeit ein neuer Trend Bahn: der moderne Traditionalismus. Dabei geht es einerseits um die möglichst originalgetreue Kopie von längst Vergangenem – man denke an das Berliner Stadtschloß – oder aber an Zitate alter Stile in neuem Gewand.

Man kann sich fragen, ob das Ausdruck einer generellen gesellschaftlichen Entwicklung ist, eines neuen Konservatismus', wie er sich auch in anderen Bereichen ankündigt. Andererseits könnte man dies verstehen als den Versuch, eine immer dynamischere, hektischere Welt »da draußen« handhabbar zu machen. »Trautes Heim, Glück allein« als individuelle Antwort auf Globalisierung und soziale Verunsicherung.

Gescheiterte Stadtplanung

Das Beispiel Anting
Jetzt auch in China: Kopie des weimarer Goethe- und Schillerdenkmals
Jetzt auch in China: Kopie des weimarer Goethe- und Schillerdenkmals

Ein Traum für jeden Architekten: eine ganze Stadt am Reißbrett entwerfen zu können. In China ist das möglich. Aber funktioniert es auch? Um die boomende Metropole Shanghai herum sollen in den nächsten Jahren und Jahrzehnten neun Satellitenstädte entstehen, um die inneren Bezirke zu entlasten. Weiterlesen … »

Anfang vom Ende der Trennung

20 Jahre nach der Apartheid

Vor 20 Jahren kündigte der damalige südafrikanische Präsident Willem de Klerk die Aufhebung der Gesetze zur Rassentrennung an. Er tat das weniger aus Einsicht, sondern wegen des innen- und außenpolitischen Drucks. Dennoch handelt es sich zweifellos um einen Meilenstein in der jüngeren Geschichte.

Allerdings bleibt Südafrika auch heute noch vielfach durch die Apartheid geprägt. Denn das Denken der Menschen lässt sich nicht so einfach ändern wie Gesetze. So sind Schwarze noch immer benachteiligt - sei es durch niedrige Bildung, Armut oder hohe Arbeitslosigkeit.

Wessen Freiheit?

Die FDP und der deutsche Liberalismus

Rainer Hank nimmt in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung die öffentliche Diskussion über die aktuelle Schwäche der FDP zum Anlass, einen Exkurs über die Geschichte des Liberalismus in Deutschland zu führen. Denn dessen Niedergang habe Tradition. Der negative Freiheitsbegriff, die Freiheit von der Macht des Staates, habe in Deutschland schon immer einen schweren Stand gehabt. Der Autor nimmt sich eine Rede des Liberalen Friedrich Naumann Anno 1901 zum Zeugen, um an die Neigung zum oberflächlichen und »phrasenhaften« im Liberalismus zu erinnern: Neben der Abgrenzung von positiver und negativer Freiheit darf »das marktwirtschaftliche Bekenntnis nicht mit einer per se wirtschaftsfreundlichen Grundhaltung verwechselt werden«. So hätte die FDP den gigantischen Steuergeldern, die den Banken zufloßen, widersprechen müssen. Gleichwohl läßt der Autor eine analytische Trennung von Wirtschaftsliberalismus und bürgerlichen Freiheitsrechten vermissen.

Alte Zeiten, gleiche Ängste

Schon die polnischen Einwander in das Ruhrgebiet erzeugten Fremdenangst

Lauscht man den deutschen Debatten zur Integration von Einwanderern, so kann man bisweilen den Eindruck gewinnen, zwischen Völkerwanderung und den Wellen der Arbeitsmigranten  — »Gastarbeiter« — habe es keine Migration in Deutschland gegeben. Der Historiker Christoph Kleßmann erzählt in der Zeit die Geschichte polnischer Einwanderer in das Ruhrgebiet im Kaiserreich, die in der aufstrebenden Kohle- und Stahlindustrie arbeiteten. Dabei handelte es sich um deutsche Staatsbürger aus den Teilen Polens, die sich Preußen bei der Aufteilung des Landes einverleibte. Argwöhnisch wurden diese vom »wilhelminischen Überwachungsstaat« beobachtet, der sie als aufwieglerisch fürchtete, auch wenn die Gewerkschaften tatsächlich eher Probleme hatten die deutsch-polnischen Arbeiter einzubinden. Weiterlesen … »

Banker ohne Cash

Spiegel-TV sammelt für Irland
Josef Ackermann -- mal großzügig
Josef Ackermann -- mal großzügig

Bislang ist Spiegel-TV weder als besonders investigativ noch humorvoll aufgefallen. Das sie das durchaus können – vielleicht inspiriert durch die Satiresendung Extra3 – haben sie nun unter Beweis gestellt. So besucht Felix Kasten ausgerüstet mit Sparschwein eine Bankenkonferenz in Frankfurt, um bei den Bankern für Irland zu sammeln. Viel kommt nicht zusammen, aber der Zuschauer erfährt, wie dick die deutschen Banken bei den irischen Staatsanleihen drin hängen.

Konservativ sein ändert sich ständig

Über die Vergänglichkeit konservativer Standpunkte

Das Blog Print Würgt kommentiert am Beispiel der deutschen Zeitschriftenlandschaft die vergängliche Natur konservativer Standpunkte. Quasi per Definition sind konservative Positionen irgendwann überholt. Egal, ob es um die Anerkennung der sehr stark menschenbeeinflussten Erderwärmung geht, die Frage, ob Frauen wählen dürfen sollten oder, ob Beobachten, daraus rationale Schlüsse ziehen und danach Handeln vielleicht doch besser ist als Beten und Hoffen:

Es steht außer Frage, dass heute viele Positionen längst bürgerlich sind, die vergangenen Generationen konservativer und bürgerlicher Kreise noch gegen den Strich gingen – und das ist gut so […] Wenn zum Beispiel die Erziehung unserer Kinder heute in weitesten Teilen dem entspricht, wofür die 68-er auf die Straße gegangen sind, und sich die bürgerlichen Erziehungsmethoden aus den 60er-Jahren praktisch ausnahmslos als falsch herausgestellt haben, brauche ich dann heute einen Resonanzboden [das Nachrichtenmagazin 'Focus'] aus Nostalgie für die alten Vorstellungen? Oder weil ich immer noch nicht weiß, was richtig ist?

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