Presseschau Weltbilder

Das Kreuz mit dem Kreuz

Eine heftige Kontroverse in Polen
 <br/>Foto von: ein Augenblick
Foto von: ein Augenblick

Der Tod des Präsidenten Lech Kacynski bei einem Flugzeugabsturz im April hat nun einen lange schwelenden Konflikt in Polen offen ausbrechen lassen: Auf der einen Seite stehen die Vertreter des katholisch-nationalistischen Lagers, auf der anderen vornehmlich westlich orientierte Modernisten.

Die Kontroverse um ein Holzkreuz vor dem Präsidentenpalast und seinen zukünftigen Standort bildet dabei nur den Anlass:

Es ist ein politischer Machtkampf zwischen der PiS und der regierenden Bürgerplattform (PO) von Premierminister Donald Tusk, noch mehr aber ein Diskurs um die in Polen schon alte Frage, ob nur ein Katholik ein guter Pole ist und wie groß der Einfluss der Religion auf einen demokratischen Staat sein soll.

Kampf um die Theorie

Philosophie in Middlesex soll geschlossen werden
kein Titel <br/>Foto: Save Middlesex Philosophy!
kein Titel Foto: Save Middlesex Philosophy!

Am 29. April zirkulierte Prof. Peter Hallward eine Email, in der es hieß:

I regret to say that Middlesex University has just decided, rather abruptly, to close all its Philosophy programmes and to shut down our Centre for Research in Modern European Philosophy …

Das renommierte Philosophie-Departement der Middlesex University soll komplett geschlossen werden. Die Entscheidung, die als weder ökonomisch noch akademisch motiviert gilt, fiel tags zuvor. Lehrende und Studierende reagierten sofort und richteten unter anderem eine Petition ein. Nina Power, die am 8. Mai im Berliner Haus der Kulturen der Welt vorträgt, verurteilte die Entscheidung im Guardian. Weiterlesen … »

Verstand und Verständigung

Über den Ursprung von Sprache

Gesten unterscheiden Kleinkinder von Menschenaffen. In der Forschung werden verschiedene Ansätze verfolgt; dazu zählt der Versuch, Roboter zur eigenen Entwicklung einer gemeinsamen Sprache auszubilden. Dadurch sollen Rückschlüsse auf den Ursprung von Verständigung und Grammatik gezogen werden. Der Schlüssel ist jedoch das Verständnis des sozialen Miteinanders, meint der Anthropologe Michael Tomasello und widerspricht damit dem Linguisten Noam Chomsky. Robert Brammer zeigt in SWR2 Wissen die unterschiedlichen Ansätze der Forschung.

Eine neue Sprache

Elias Canettis Buch Masse und Macht

Nach dem Zweiten Weltkrieg hatte Hannah Arendt als eine der ersten Wissenschaftlerinnen einen nicht unumstrittenen Deutungsversuch des entgrenzten Verhaltens des Menschen in der Masse unternommen. Der Schriftsteller Elias Canetti entwarf dagegen mit dem Buch »Masse und Macht« ein eher poetisches Konzept eines Blickes von innen auf das unberechenbare Verhalten moderner Gesellschaften. Dafür erfand er  ein eigenes Vokabular, welches die Eigendynamik und die Bedeutung der Masse veranschaulicht. Die Sendung Essay und Diskurs des Deutschlandfunks hat einen Deutungsversuch unternommen.

Verschleierter Vorstoß

Die Debatte in Frankreich um »nationale Identität«

Die Diskussion in Frankreich um die Burka, angestoßen von einem Vorschlag eines Verbotes durch den französichen Präsidenten, sei zu einer fremdenfeindlichen und rechtsextremen Debatte  um die »französische Identität« geworden, meint Ellen Ehni vom Pariser ARD-Studio im Weltspiegel. Es handele sich wohl um ein Wahlkampfmanöver des Präsidenten, um von den wirtschaftlichen Problemen vor den Regionalwahlen abzulenken. Die Debatte sei insofern absurd, als daß die Zahl der Burka-Trägerinnen verschwindend gering sei.

Fehlgeschlagene Medienkampagne?

Zur Kontroverse um Margot Käßmanns Neujahrspredigt

Die Neujahrspredigt der Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland Margot Käßmann, in der sie sich unter anderem kritisch zum deutschen Engagement in Afghanistan äußerte, hat für Kontroversen gesorgt. Albrecht von der Lucke erkennt in dem heftigen Widerspruch gegen die Predigt eine moderne Medienkampagne, ausgehend vom Springer-Verlag. Konservative Kreise fürchteten sich vor einer sozial engagierten Kirchenchefin und wollten ihr »umgehend den Schneid abkaufen«. Dieser Versuch sei nach hinten losgegangen und habe im Gegenteil Zuspruch und Aufmerksamkeit in breiten Teilen der Bevölkerung für Käßmanns Anliegen erzeugt.

Spirituelle Hilfe für Haiti

Wie Scientology Katastrophen zu seinen Zwecken nutzt

Nach dem schweren Erdbeben in Haiti hat die Sekte Scientology mittlerweile ihre gelben Zelte in der Hauptstadt aufgeschlagen.  Wie bei allen größeren Katastrophen in den letzten Jahren wird auch in diesem Fall die „Casualty-Contact“-Strategie angewendet, um mediale Öffentlichkeit und neue Anhänger zu generieren. Dieses Vorgehen, so schon durch den Gründer L. Ron Hubbard formuliert, macht im Neusprech der Sekte aus einer Tragödie eine »Tragitunity«. Der Artikel im Freitag zeigt neben dieser Strategie ebenso die sogenannten Heilungsmethoden der selbsternannten Mediziner auf, die im Katastrophenfall versuchen Psychologen vom Ort des Geschehens zu verdrängen.

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