Presseschau Beitrag

Mit Keynes gegen Keynes?

Betrachtungen zur Renaissance einer Theorie

Philip Plickert erkennt eine Wiedergeburt der Ansichten von John Maynard Keynes zum staatlichen Verhalten in der Wirtschaftskrise. Die Regierung habe demnach die Aufgabe, mittels »deficit spending« die weggebrochene private Nachfrage zu kompensieren. Und das tut sie auch in zahlreichen Ländern.

Allerdings meint der Autor, nun sei es Zeit zum Umdenken, um die Staatsschulden nicht übermäßig in die Höhe zu treiben. Dabei beruft er sich auf einige wenig bekannte späte Texte des Ökonomen.

Doch dieser Standpunkt ist aus zwei Gründen fraglich. Denn erstens hängt eben vieles davon ab, wann die Krise tatsächlich überwunden ist. Zwar sind manche Anzeichen für eine Erholung erkennbar, aber ein vorzeitiges Abbrechen der Konjunkturhilfen könnte einen Rückfall zur Folge haben.

Wichtiger noch ist aber die Frage: Welche strukturellen Ursachen liegen der aktuellen Rezession zugrunde? Das ist keineswegs vor allem die lockere amerikanische Geldpolitik, wie Plickert meint. Jedenfalls muss doch differenziert werden, für wen oder was der Staat Geld ausgibt. Investitionen in Infrastruktur, Bildung oder soziale Belange sind sicher zu begrüßen. Eine fiskalisch und gesetzlich geförderte Aufblähung des Finanzsektors dagegen nicht.