Presseschau Beitrag

Don't feed the troll?

Ein Wort in eigener Sache
Don't feed the troll?

Neben vielen anderen Vorzügen hat das Internet auch zu einem neuen kulturellen Phänomen geführt: Der Debatte in den Kommentarspalten der Onlinemedien. Das ist natürlich eine schöne Sache. Früher musste man einen Leserbrief schreiben, eine Briefmarke auf den Umschlag kleben und dann hoffen, dass irgendwann irgendein geneigter Redakteur den Text auf die Leserbriefseite stellte. Möglicherweise sogar gekürzt.

Heute geht das nicht nur einfacher, sondern auch schneller und kostengünstiger. Kein Wunder, dass das die Hemmschwelle senkt. Wie gesagt: Grundsätzlich eine schöne Sache. Jedenfalls meistens. Denn neben sinnvollen Beiträgen und anregenden Debatten kommt es nun auch zu einer regelrechten Flut an – nunja – durchaus zweifelhaften Kommentaren. Damit mich keiner missversteht: Das soll kein Loblied der Zensur sein. Nur kennt wohl jeder Blogbetreiber das Dilemma. Soll nun jeder Beitrag erscheinen, ungeachtet seines möglicherweise rassistischen, reaktionären oder einfach sinnfreien Inhalts? Und wenn nein – wo liegt die Grenze? Es ist wohl an der Zeit, eine Debatte anzustoßen. Kommentare ausdrücklich erwünscht. Hier gibt es noch zwei kleine Denkanstöße zum Thema.

Kommentare

ERSTER!

ERSTER!

Kleiner Knigge

Das unterschiedliche Kommentare zumeist auch von unterschiedlicher Qualität und Kompetenz sind, ist natürlich und soll auch so sein. Schließlich sollen sich Kompetenzathleten und Newcomer austauschen können. Die Nettiquette ist ebenfalls bekannt und wird auch größtenteils eingehalten. JEDOCH gibt es offenbar immer mehr Personen, die gerade zu heikler Themenberichterstattung eine mehr als verdächtige Figur abgeben, indem sie bewusst unsachlich und mit unüberlesbarer Boshaftigkeit bemüht sind, die Kompetenz des Autors zu diskreditieren. Dabei stellen sie gleichermaßen den Blogautoren als auch den Kommentatoren nach. Auf diesem Wege verhindern sie ganz bewusst fruchtbaren Gedankenaustausch und weiterführende Diskussionen. Es kursierten vor einem halben Jahr 'Gerüchte' im Netz, denenzufolge angeblich irgendeine Softwarefirma damit beauftragt gewesen sein soll, ein Programm zu erstellen, mit dessen Hilfe Nachrichtendienste in den Kommentarfeldern der unabhängigen Presse die Deutungs- und Meinungshoheit im Netz zurückerobern sollen. Also gewissermaßen eine digitale Massenkommentarschleuder, mit der nachrichtendienstliche Propagandatrolle gute und hintergrundhaltige Beiträge auf kompetenten Blogs mit ihrem Agitpropmüll zuspammen können. Daran erkennt man Propagandatrolle Ein untrügliches Zeichen ist die Unterstellung, der Autor hätte Drogen genommen. Beispielsweise: »Hast Du was falsches geraucht, dass Du so einen Müll schreibst?« oder »Wohl mit Howard Marks feiern gewesen?« Eine weitere Methode besteht darin, irgendwelche Namen gemeinsam mit irgendwelchen Jahreszahlen aufzuzählen und damit klar zu machen, dass man selbst über fundiertes Geschichtswissen verfügt und daher, im Gegensatz zum Autor, stets Recht hat mit seinen Behauptungen. Wenn man die Posts dann gründlich unter die Lupe nimmt, stellt sich zumeist heraus, dass es nichts als heiße Luft war. Dann gibt es noch die Psychomasche, mit deren Hilfe der geschasste Autor als paranoider Verschwörungstheoretiker diskreditiert und zur Strecke gebracht werden soll. So bekämpft man Propagandatrolle Zunächst einmal, nicht ärgern. Im Gegenteil, wenn die einem sogar einen Ghostwriter auf den Hals hetzen, adelt dies den Beitrag und das Blog nur umso mehr, da dies beweist, dass man an der richtigen Stelle in die Wurst gepiekt hat. Am einfachsten und bewährtesten ist es wohl, Kommentare zu moderieren. Bei Wordpress gibt es unter Dashboard->Admin->Einstellungen/Diskussion die Funktion: »Bevor ein Kommentar erscheint-> Autor muss bereits einen genehmigten Komentar geschrieben haben.« Wenn man dort sein Häkchen setzt, muss man Stammkommentatoren nicht moderieren, sondern nur noch Neuzugänge. Stößt man in anderen Kommentarspalten auf Trollspuren, so sollte man dies m.E. nicht unerwähnt lassen, sondern den Troll mit Nennung seines Nicks bloßstellen. Eine weitere Methode, Trolle zu enttarnen, bietet deren Beamtenmentalität. Wenn man einen naiven Fragekommentar absondert wie z.B.«Wenn ich bei Castor schon keine Steine von den Schienen nehmen darf, dann darf ich aber doch sicher welche drauflegen?«, dann kann es durchaus sein, dass dies einen der Trolle hinreißt zur korrekten, sachlich, fachlichen Richtigstellung. »Nein, auch die Verbringung mineralischer Bestandteile in den fraglichen Schienenbereich stellt einen nicht autorisierten und somit gefährlichen Eingriff in den Schienennahverkehr dar!«. Et voila, schon hat man ihn;)