Presseschau Beitrag

Partisanenbekämpfung mit Spielzeuggewehren

Eine Werbeveranstaltung der Bundeswehr wirft Fragen auf
"Klein-Mitrovica" nach scheinbar erfolgreicher Partisanenbekämpfung
"Klein-Mitrovica" nach scheinbar erfolgreicher Partisanenbekämpfung Bild von rabatz

Beim Tag der offenen Tür in der Bad Reichenhaller Gebirgsjägerkaserne ereignete sich ein Vorfall der besonderen Art. Neben den üblichen Militariagerätschaften wurde ein Miniaturdorf mit authentischen Kriegsschäden aufgebaut. Wie die lokale Initiative »Rabatz« letzte Woche berichtete, diente die Kulisse als »Spielplatz« für Kinder, die mit Gewehrattrappen auf die Stadt schießen konnten. Geschmückt war die Miniaturstadt mit einem Ortsschild »Klein-Mitrovica«.

Als »mehr als geschmacklos« bezeichnete der Sprecher des Heeresführungskommandos Oberstleutnant Siegfried Huben das Geschehene in der Süddeutschen Zeitung. Diese Stellungnahme erfolgte allerdings erst, als Fotos der Veranstaltung in verschiedenen Zeitungsredaktionen auftauchten und diese darüber berichteten. Ein Sprecher von »Rabatz« verwies gegenüber der taz darauf, dass trotz der regen Nutzung des Modells unter den Augen von tausenden Besuchern sich kein Widerspruch regte. Das Verteidigungsministerium äußerte sich gegenüber der Presse bislang nicht.

Während des 2. Weltkriegs waren Soldaten der 1. Gebirgsdivision aus Bad Reichenhall im Umland von Mitrovica zur Partisanenbekämpfung eingesetzt. Dass diese Ereignisse den Veranstaltern aufgrund mangelnder Geschichtskenntnisse unbekannt waren, erscheint gerade im Umfeld der Gebirgsjäger mehr als zweifelhaft. So ist die Bad Reichenhaller Kaserne trotz Protesten weiterhin nach Rudolf Karl Peter Georg Konrad benannt, einem Wehrmachtsgeneral, der neben der Partisanenbekämpfung im Osten vor allem durch Traditionspflege nach dem Krieg einige Berühmtheit erlangte. Weiterhin findet unweit von Bad Reichenhall in Mittenwalde alljährlich das Pfingsttreffen des Kameradenkreises der Gebirgstruppe statt.  Bei diesem Ereigniss versammeln sich reglemäßig ehemalige Wehrmachts- und SS- Angehörige, um zusammen mit Bundeswehrvertretern der deutschen Gebirgsjäger zu gedenken.