Presseschau Beitrag

Ein gut gehütetes Tabu

Auch Männer werden in Bürgerkriegen zu Vergewaltigungsopfern

Die Vergewaltigung von Angehörigen der Gegenseite war und ist ein häufig angewendetes Mittel der psychologischen Kriegsführung, aktuell vor allem in Bürgerkriegen auf dem afrikanischen Kontinent. Oft wird von Frauen berichtet, die grausam von Soldaten misshandelt und zum Geschlechtsverkehr gezwungen wurden. Die Folgen sind körperliche Verletzungen, bleibende Schäden und jahrelange Traumata.

Selten wird allerdings beachtet, dass auch Männer Opfer solcher Gräueltaten werden. Dabei ist die Anzahl der männlichen Opfer kaum zu unterschätzen. Ihre Situation ist, aufgrund der traditionellen Rollenbilder, die in ihren Herkunftsländern meist vorherrschen, mindestens ebenso schlimm wie jene der Frauen. Ein Mann, der vergewaltigt wurde, ist kein »richtiger Mann« mehr und kann kein »guter Ehemann« sein. Daher schämen sich viele Männer ihrer Situation, trauen sich nicht über das, was ihnen zugestoßen ist, zu sprechen und haben ohnehin keine Möglichkeit sich an eine Institution, die ihnen Hilfe und Beratung bietet könnte, zu wenden. Denn auch bei den internationalen Hilfsorganisationen, die sich um Vergewaltigungsopfer in Bürgerkriegen kümmern, wird das Thema nach wie vor eher wie ein Randproblem behandelt.